NATALIE TENBERG DER WOCHENENDKRIMI
: Reden. Schweigen

Sollten Sie am Abend des 6. Januar von Ihren zwei Wochen Weihnachtsferien mit Kindern im Haus, Besuchen bei der Oma und Reisen quer durchs Land erschöpft und schläfrig sein, dann wäre es gut möglich, dass Sie beim Berliner „Tatort“ vor dem Fernseher einschlafen. Alle üblichen Wachhalter wie „Halten Sie an, Polizei!“-Rufe, Schüsse oder Reifenquietschen kommen bei „Machtlos“ (Buch und Regie: Klaus Krämer) mit den Ermittlern Ritter (Dominic Raake) und Stark (Boris Aljinovic) nicht vor. Stattdessen wird geredet, geschwiegen, geredet und geschwiegen. Und vielleicht auch mal verzweifelt oder grimmig geguckt, weil die Situation so aussichtslos erscheint.

Es geht also um den neunjährigen Sohn eines Bankdirektors, der während des privaten Musikunterrichts (Schlagzeug) entführt wird. Seine Mutter (Lena Stolze), eine ehemalige Unternehmensberaterin, die lange auf ein Kind hoffte und es erst spät bekommen konnte, wartet nun mit Ritter und Stark auf Nachricht vom Entführer. Der fordert Lösegeld, die erste Tranche verteilt er flugs auf dem Alexanderplatz, um sich sich dann freudig seiner Verhaftung zu stellen. Wie sich herausstellt, kennen sich Entführer Braun (Edgar Selge) und der Vater des Jungen (Horst Günter Marx). Doch trotz allen Zuredens ist ihm nicht zu entlocken, wo und weshalb er Benjamin gefangen hält. Alle Beteiligten sind machtlos im Angesicht der Gefahr, dass der alleingelassene Junge verdursten könne.

Weil der „Tatort“ aber nun mal nicht die „Bourne Verschwörung“ ist, schreit keiner, droht keiner, schlägt keiner. Spannend bleibt der Film mit seinen verschlossenen, vermurksten Figuren dennoch. Unter anderem, weil man wissen möchte, ob die erstaunlich gefassten Eltern nicht einfach irgendwann doch mal endlich ausflippen, und außerdem fragt man sich, ob der Täter sich eigentlich tatsächlich die ganze Zeit über im Recht sieht. Bleiben Sie also wach, Sie schaffen das.

Berlin-„Tatort“: „Machtlos“; So., 20.15 Uhr, ARD