In der Glocke wird geslamt

MUSIK Im März wird Bremens erster "Composer Slam" in der Glocke stattfinden. Organisiert wird dieser Wettstreit um das beste Instrumentalstück von SchülerInnen der Oberschule Sebaldsbrück

Die KünstlerInnen sind dem Wohlwollen des Publikums unmittelbar ausgesetzt

Für das diesjährige Jugendkonzert der Glocke wird das Konzerthaus zur offenen Bühne. Am 5. März feiert ein neues Format Premiere: Bremens erster „Composer Slam”. Damit steht nun auch der Instrumentalmusik offen, was sich unter Literaten und Singer-Songwritern seit Jahren wachsender Beliebtheit erfreut: der Wettstreit um die Gunst des Publikums mit zeitlich eng begrenzten Beiträgen.

Ums Gewinnen soll es dabei allerdings nicht an erster Stelle gehen, sagt Edin Imeri vom Organisationsteam – sondern um den Spaß an der Sache. Ob und was es für die TeilnehmerInnen zu gewinnen gibt? „Darüber müssen wir noch mal reden“, sagt der 15-Jährige.

Denn das ist auch eine Besonderheit dieser Veranstaltung: Das Management wird von neun SchülerInnen der Oberschule Sebaldsbrück gestemmt. In der Glocke haben sie bereits selbst mit ihrem Orchester gespielt, seit September arbeiten sie nun hinter den Kulissen in der Slam-Intendanz, als TechnikerInnen, in der Öffentlichkeitsarbeit – und was noch so alles dazu gehört. Alle zwei Wochen sind sie vom Musikunterricht freigestellt, um das Event zu planen.

Unterstützt werden sie dabei durch Projektleiterin Anna Lieb von „Musik im Ohr“. Diese Musikvermittlung der Glocke will Menschen unabhängig von Alter, Herkunft und musikalischer Vorbildung für Konzerthausmusik gewinnen. Anknüpfend an die große Beliebtheit der Poetry Slams ist damit auch der ursprüngliche Erfinder dieser Komponistenslams angetreten. Der Hamburger Violinist Simon Kluth veranstaltet seine gut besuchten Wettbewerbe bereits im dritten Jahr bundesweit. Auch in der Glocke wird er auf Einladung der SchülerInnen zu Gast sein.

Die Slams dürften zwar eine Chance sein, für Nachwuchs beim Konzertpublikum zu sorgen. Ein schlichter Werbegag sind sie darum aber nicht. Das Publikum direkt einzubinden, statt das Geschmacksurteil BerufskritikerInnen zu überlassen, ist dank niedrigschwelliger Rezensionsplattformen im Internet ein seit Jahren wachsender Trend. Eine Vorauswahl wird nicht getroffen: Wer sich bewirbt, der steht dann auch auf der Bühne. Dem Wohlwollen des Publikums so unmittelbar ausgesetzt zu sein, erhöht natürlich auch den Druck auf die KünstlerInnen. Die Performance sei ausdrücklich Teil des Wettbewerbs, sagt Imeri. Man muss das Stück nicht nur komponieren, sondern es dem Publikum auch verkaufen können.

Vom Klavierkonzert bis zur Elektromusik ist dabei fast alles erlaubt. Abgesehen von Gesang. Selbst geschrieben muss das Stück sein und natürlich live gespielt werden. Ausdrücklich begrüßen würden die OrganisatorInnen auch traditionelle Instrumente aus Afrika oder Asien. Ein bisschen Zeit haben BewerberInnen noch: Bis zum 20. Februar nehmen die OrganisatorInnen Anmeldungen unter schuelermanager@glocke.de entgegen. Jan-Paul Koopmann