Agenten kommen ohne Trenchcoat

VERTRAULICHES Niedersachsens Verfassungsschutz warnt Unternehmen und Behörden davor, ausspioniert zu werden. Das klassische Freund-Feind-Schema greife hier aber nicht mehr

Der niedersächsische Verfassungsschutz hat Unternehmen, Behörden und Regierungsinstitutionen vor Spionage durch ausländische Nachrichtendienste gewarnt. Spionage werde vor allem von Rus­sland, China und dem Iran betrieben, sagte die Präsidentin des niedersächsischen Verfassungsschutzes, Maren Brandenburger, am Dienstag bei einer Tagung. Auch 2015 habe es Verdachtsmomente gegeben, dass ein Geheimdienst in Niedersachsen versucht hat, illegal technisches Know-how zu beschaffen.

Worauf aber kann Spionage in Niedersachsen abzielen? Wie der Referatsleiter Spionageabwehr beim Verfassungsschutz, Wolfgang Rösemann, erklärte, sei etwa Russland als Öl- und Gaslieferant an Hintergründen zur Energiepolitik interessiert, etwa was die alternativen Energien, das Fracking oder die Energieförderung angehe. Und China gehe im Westen gezielt Menschen an, die sich in Karrierenetzwerken im Internet als Spezialisten in bestimmten Technikbereichen outeten.

Spionage drohe allerdings auch von westlichen Ländern, betonte Rösemann weiter. Das klassische Freund-Feind-Schema greife nicht, wie spätestens die Enthüllungen des ehemaligen NSA-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden offenbarten.

Agenten, die nach wie vor in Niedersachsen aktiv seien, fielen anders als in Filmen aber nicht mit Trenchcoats oder Schlapphüten auf, sagte Rösemann. Vielmehr versuchten sie bei Tagungen oder Messen Kontakte zu knüpfen und diese zu einer vermeintlichen persönlichen Freundschaft auszubauen.

Treffen gebe es dann aber nie in der Institution, in der der Agent angeblich arbeitet und de facto telefonisch nie erreichbar sei, sondern auf neu­tralem Terrain wie Restaurants. Dort übernehme der Agent oft die Rechnung und versuche im Gegenzug, an möglichst viele vertrauliche Informationen zu kommen. (dpa)