Schneller aus der Vorbereitungs- in die Regelklasse

Einstufungstest Baden-Württemberg prüft ab Februar Wissen und Fähigkeiten der Flüchtlingskinder ab. Ein syrischer Schulleiter kritisiert den Plan

In den Erstaufnahme­einrichtungen wird nun auch der bildungsbiografische Hintergrund der Kinder erfasst

BERLIN taz | Viele Wege schlängeln sich durch das deutsche Bildungssystem. Mehr Orientierung für Flüchtlingskinder soll ab Mitte Februar in Baden-Württemberg ein neuer Wissenstest liefern. Wie gut die jungen Geflüchteten Deutsch und Mathematik beherrschen, ist ein Baustein der „Potenzialanalyse“. Andere Tests überprüfen kognitive, methodische und berufsbezogene Kompetenzen. Die Tests sollen zu flexiblen Zeitpunkten in den Vorbereitungsklassen durchgeführt werden.

Das dahinterstehende Ziel: die derzeit 18.000 Flüchtlingskinder der verschiedenen Vorbereitungsklassen möglichst bald und passend in Regelklassen zu integrieren – und dort gezielt zu fördern. Dafür hat das Bundesbildungsministerium 2 Millionen Euro für zwei Jahre bereitgestellt. Bis zum Sommer wird das Land die Computer-Tests genau ausarbeiten. Andere Länder sollen das Konzept anschließend übernehmen, sagte ein Sprecher des Stuttgarter Kultusministeriums der taz.

Skeptisch beurteilt das Mohammad Alhussan, ein ehemaliger Schulleiter aus Syrien, in der Stuttgarter Zeitung: Fähigkeiten außerhalb der Wissensabfrage, etwa Selbstorganisation und methodische Kompetenz hätten syrische Kinder in ihrer Heimat nicht vermittelt bekommen. Dort hätten sie ihren LehrerInnen vor allem zuhören und sich Dinge merken sollen.

Ein weiterer Kritikpunkt an dem Test sind die vorausgesetzten Sprachkenntnisse. Das Kultusministerium betont zwar, dass die ersten Bausteine des Tests „möglichst sprachfrei“ sein sollen und dass ergänzende Texte auf Englisch oder Arabisch denkbar seien. Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg, Doro Moritz, zeigt sich dennoch nicht besonders euphorisch: „Grundsätzlich kann das hilfreich sein.“ Die Analyse könne mehr ­Flüchtlingskindern auf Realschulen und Gymnasien helfen – sofern sie mit Deutsch­anforderungen nicht überfordert seien.

Positiv hingegen bewertet Moritz eine weitere Neuerung: Bereits seit Mitte November untersucht eine bildungsbiografische Ersterfassung in der Erstaufnahmeeinrichtung Meßstetten die bisherige Schulbildung der Kinder. Noch im Januar soll sie regulär starten. „Dadurch kann Zeit gewonnen werden.“ Das dürfte manchen Stolperstein auf dem Bildungsweg von Flüchtlingskindern beseitigen. Astrid Ehrenhauser