Während ZoeLeela an ihren Ansprüchen scheitert, haben Kaeptn Karacho gleich keine

Das selbst produzierte, erste Album wird entweder zum Karrierehöhepunkt und Objekt stolzen Rückbesinnens oder später zum „Demo“ degradiert, aufgenommen vor dem ersten „richtigen“ Album. Alles an ZoeLeelas Debüt-Minialbum schreit nach Aufmerksamkeit: der Künstlername, der Albumtitel, die Presseerklärung; alles, außer der Musik. „Queendom Come“ – das klingt herausfordernd. Zumindest fordernd. Was also will Zoe? Der Pressetext sagt, sie will den „von Aufbruchstimmung durchtränkten Geist internationaler Großstädte“ in ihrer Musik atmen lassen. Von Aufbruch aber hat das Album nicht viel. Es ist entspannt, nett und recht schnell langweilig; Leidenschaften fehlen vollkommen. Statt Wut, Verlangen, Trauer bietet die Stimme emotionslose Monotonie. Und was „(p)oröse Jazz-Einflüsse, urbane HipHop-Salven und nüchterne Elektro-Sounds“ sein sollen, die „das strukturierte Chaos der internationalen Musikmetropolen“ widerspiegeln, klingt eher nach 90er-Jahre-Post-Eurodisco. Dieses Werk scheitert eindeutig und hörbar an seiner Produktion. Man hört, wo die fetten Beats hätten kommen müssen, wo die Bläserhundertschaften, wo die rotzigen Rhymes und Raps, denn sie fehlen nicht, sie kommen nur mit halber Leistung. Zoe zog nach Berlin, um Schauspiel zu lernen, und entdeckte das Musikmachen und die Idee von D.I.Y.: sie will nicht nur Popstar sein, sie will Selbstbestimmung, Selbstermächtigung und Selbstorganisation. Sie will sich nicht reinreden lassen, und das wäre, wenn sie das nötige Talent hätte, auch eine tolle Erfolgsstory. Aber so sind es nur ein paar nette Ideen, die untergehen in einer belanglosen Produktion und dahingesäuselten Texten.

Bei Kaeptn Karachos Album war ich im ersten Moment etwas verwirrt von den unerwartet vertrackten Tracks, bis mir beim Mitlesen der Texte auffiel, dass die CD springt. Kurz über den Ärmel gewischt, und die Musik plätschert ungestört vor sich hin. Das Duo aus Potsdam legt Wert auf seine Texte. Kritisch sollen sie sein, aber bitte humorvoll. Wortspiele sind schön und Reime auch, der Deutschunterricht nicht ganz umsonst. Aber ab und zu, so wie bei dem Song „Das Haus“, wird erkennbar, dass Kaeptn Karacho nicht die Nachfolge von Knorkator antreten, sondern nur nette Popsongs schreiben wollen. Ach nee, nicht einmal das: der Song bleibt die Ausnahme. Die Regel ist deutscher Comedy-Poprock und Verbalclownerie, bei der man sich so oft gegen die Stirn schlagen muss, dass man Kopfschmerzen bekommt. Der Kasperle-Gesang von Daniel Peter Wagner und das quietschende Keyboard von Stefan Werner Frischbutter tut dann ihr Übriges. 17 Songs finden sich auf dieser, ebenfalls in Eigenregie aufgenommenen und veröffentlichten CD. Bis Song 13 bin ich gekommen, dann habe ich es nicht länger ausgehalten. Wer Knorkator oder Mundstuhl witzig findet und meint, Musik sollte vor allem unterhalten und gute Laune machen, der ist hier genau richtig. Wer in diesem Text bei „humorvoll“ und „Wortspiele“ schon ans Ende gesprungen ist, dem sei noch mal versichert: ja, es ist wirklich so schlimm.

ANDRÉ PREUSS

■ ZoeLeela – „Queendom Come“ (rec72.Net/Eigenvertrieb), live: 13. 12. im Café Zapata

■ Kaeptn Karacho – st (Kaeptn Records/Eigenvertrieb), live: 18. 12. im Lindenpark, Potsdam