Der Feilgebotene

Frank Arnesen, Sportchef des Hamburger SV, möchte Spieler los werden. Weil sie nicht ins Konzept von Trainer Thorsten Fink passen und teuer sind. 2010/2011 lag das HSV-Defizit bei 4,8 Millionen Euro, ein Defizit gibt es auch im laufenden Geschäftsjahr. Davon kommt Arnesen nur runter, wenn er Spieler los wird. Die sind wiederum nicht verpflichtet, Arnesen dabei zu helfen, indem sie auf Geld verzichten – und andere Vereine sind nicht so blöd, die Fehler nachzumachen, die der HSV gemacht hat.

Fast wäre Gojko Kačar, der in ein paar Tagen 26 wird, defensiver Mittelfeldspieler, Vertrag bis 2015, zu Hannover 96 gegangen. Dort wacht Vorstand Martin Kind übers Geld. Hannover spielt international erfolgreich und hat angesichts der hohen Belastung einen kleinen Kader. Statt für Kačar hat sich 96 schließlich für Johan Djourou entschieden. Den 25-jährigen Abwehrspieler kann Hannover vom FC Arsenal ausleihen, Kačar hätte man kaufen müssen – wie man hört, für zwei Millionen Euro. Beim HSV verdient er zwei Millionen im Jahr.

Arnesens Verhandlungsposition ist, auch was Robert Tesche und die anderen, die in den vergangenen Jahren geholt wurden, schlecht: Jeder weiß, dass sie gehen sollen. Schlecht für die Spieler, die, wie Tesche und Kačar nicht mit ins Trainingslager dürfen, sondern in Hamburg trainieren, als hätten sie eine ansteckende Krankheit.

Kačar galt mal als Talent. Und der HSV hat in den vergangenen Spielzeiten bewiesen, dass er in der Lage ist, manches Talent kleinzukriegen. Kačar hat die schlimmste Phase der jüngsten Vergangenheit des HSV mitgemacht. Wie andere wurde er geholt, als es unter Vorstandschef Bernd Hoffmann ohne Sportdirektor oder mit Interimslösung Bastian Reinhardt gehen sollte.

Es gibt immer ein Risiko, ob ein Spieler einschlägt oder nicht, beim HSV aber war es eine Lotterie: Verantwortliche kamen und gingen, Konzepte, Grundordnungen, Spielsysteme. Weil nicht alle HSV-Zuschauer fair sind, von Unfairness als Geschäftsprinzip der örtlichen Boulevardzeitungen nicht zu reden.

Kaum zu beurteilen, was Kačar drauf hat – er hatte wenig Gelegenheit, es zu zeigen. Nun hat ihn Tolgay Arslan, Aufsteiger der Vorrunde, aus dem Team verdrängt. Die TSG Hoffenheim soll an Innenverteidiger Slobodan Rajković, den Arnesen für zwei Millionen vom FC Chelsea geholt hat, interessiert sein. Doch auch Dietmar Hopp, der TSG-Sponsor, guckt inzwischen aufs Geld. Rajković war einer von Arnesens Noteinkäufen, auch er soll um die zwei Millionen verdienen – und wird schwer davon zu überzeugen sein, auf Geld zu verzichten. Es sind diese Noteinkäufe der Vergangenheit, die den HSV in Not bringen.  ROR