Letzte Runde im Maison Courage

Adieu Aus für Molle und Mampe: Die Kneipen-szene in Prenzlauer Berg verliert eine Institution

Solange die Getränke reichen, will Torsten Resag weitermachen. Dann muss der Geschäftsführer des Maison Courage sein Lokal schließen. Das Wohn- und Gewerbehaus in der Saarbrücker Ecke Kollwitzstraße wurde im März vergangenen Jahres an die KSJ 2014 GmbH verkauft. Ende Januar soll die Kneipe endgültig geschlossen werden.

Damit droht wieder ein Stück Prenzlauer-Berg-Stadtgeschichte zu verschwinden. „Schon 1876 wurde hier ein Lokal eröffnet“, erzählt Resag. Bei ihrem Einzug im Jahr 2000 haben er und seine Lebenspartnerin das Altberliner Ambiente wieder zum Leben erweckt. Bis auf die Diskokugel an der Decke erinnert die Einrichtung an eine Wirtsstube von vor 100 Jahren. Was nach dem Auszug des Maison Courage mit den Gewerberäumen geschieht, ist unklar. Die KSJ war bis Samstagabend für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Resag wirft der KSJ vor, ihn systematisch aus dem Haus gedrängt zu haben. Allein den neuen Mietpreis von 600.000 Euro pro Jahr hätte er nicht bezahlen können. „Uns wurde unmissverständlich klargemacht, dass man mit uns nicht weitermachen will“, sagt Resag.

Auch die Bewohner des fünfstöckigen Hauses berichten, dass sie nach dem Eigentümerwechsel unter Druck gesetzt wurden. „Die neuen Vermieter haben Maßnahmen ergriffen, die wir als Schikane ansehen“, sagt Thomas Wolff, einer der Bewohner. Ähnlich wie Resag habe man ihm und seinen Nachbarn mit der Kündigung gedroht.

Laut Wolff plante die KSJ, die Wohnungen zu sanieren und als Luxusapartments anzubieten. Anders als beim Maison Courage sieht es aber derzeit nicht danach aus, dass die Mieter das Haus verlassen müssen. Der Bezirk Pankow hat die Straßen um den Kollwitzplatz zum Milieuschutzgebiet erklärt. Bei der Umsetzung ihrer Pläne müssen die Hauseigentümer deshalb verstärkt die Interessen der Bewohner berücksichtigen. Sie einfach auf die Straße zu setzen geht nicht. Wolff und seinen Nachbarn liegt mittlerweile ein Schreiben der KSJ vor, in dem ihnen zugesichert wird, bleiben zu dürfen.

Der Geschäftsführer der KSJ, Klaus Breckner, ist in gleicher Funktion auch für die Alpha Plan GmbH tätig. Die Firma wurde in den Medien durch ihr „Horrorhaus“ in der Grunewaldstraße 87 bekannt. Dort hatte Breckner über 200 Menschen aus Rumänien und Serbien auf engstem Raum einquartiert. Francis Laugstien