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K+N Wir haben das Geld für den Grundstückskauf zusammen. Jetzt startet der Ideen-Wettbewerb
: Gestaltet das Mahnmal

Ein idyllischer Stadtplatz – noch! Bald baut dort K+N. Die taz will hier ein Mahnmal bauen Foto: Henning Bleyl

von Henning Bleyl

25.005 Euro sind schon zusammen, der Kaufantrag ist gestellt: Kurz vor Weihnachten hatte die taz zum Crowdfunding aufgerufen, um vier Quadratmeter am Bremer Weser­ufer zu kaufen – als Grundfläche für ein „Arisierungs“-Denkmal. Auf demselben Gelände, auf welchem Kühne + Nagel seinen Stammsitz neu errichten will. Die Großspedition war Monopolist bei der „Verwertung“ der aus Westeuropa deportierten jüdischen Bevölkerung.

Mit 2.000 Euro pro Quadratmeter bietet die taz der Stadt Bremen nun mehr als das Doppelte von dem, was Kühne + Nagel pro Quadratmeter zahlen soll. Mehr noch: Die taz-Geschäftsführung betont in ihrem Angebot: „Sollten Ihnen höhere Angebote Dritter vorgelegt werden, bitten wir um Nachricht, um eine entsprechende Erhöhung unseres Angebots erwägen zu können.“ Dies ist nur möglich dank der großen Resonanz unserer LeserInnen und Ge­nossInnen auf den Crowdfunding-Aufruf.

Nun geht es weiter: Wir rufen zu einem Ideenwettbewerb auf – und sind gespannt, welche gestalterischen Ansätze entwickelt werden. Kann man den Abtransport von fast 70.000 Wohnungseinrichtungen bildlich fassen? Ein erheblicher Teil der Wert- und Alltagsgegenstände der Deportierten landete auf den beliebten „Juden-Auktionen“ – insofern ist mitnichten auszuschließen, dass es auch in der eigenen Familie ein Erbstück mit „Arisierungs“-Provenienz gibt.

Öffentlicher Druck

Bei Kühne + Nagel sind Familien- und Firmengeschichte eng miteinander verwoben, was sich in einem sehr selektiven Umgang mit den Fakten niederschlägt. Zu Beginn seines Jubiläumsjahres erklärte das Unternehmen, seinen Aktivitäten im „Dritten Reich“ habe es „an Relevanz gemangelt“ – obwohl die taz das Unternehmen da längst auf detailliertes Quellenmaterial hingewiesen hatte.

Wir suchen Ideen für ein Denkmal am Bremer Weserufer. Thema: die Beraubung der jüdischen Bevölkerung, die Verdrängung dieses Geschäfts, die Diffusion von Verantwortlichkeit. Frist: 20. 2. 2016. Früher eingereichte Ideen haben Chance auf unverbindliche Vorab-Publizierung.

Beteiligen Sie sich: 4qmWahrheit@taz.de

Im Lauf des Jahres machte das Unternehmen unter dem Druck der Veröffentlichungen salamischeibchenartige Eingeständnisse – weigert sich aber noch immer, Historikern Einblick ins Firmenarchiv zu gewähren: Wie also kann man der Selektivität von Erinnerung, als Thema, das weit über den speziellen Casus Kühne hinausweist, Gestalt geben?

Um all diese Fragen kompetent beantworten zu können, ziehen wir fachliche Unterstützung hinzu: Der Wettbewerbs-Jury werden neben zwei taz-Redakteuren Experten aus den Bereichen Politische Bildung, Kunst und Kunstvermittlung angehören, so Arie Hartog als Direktor des Marcks-Hauses und Fritz Balthaus, Professor für Bildhauerei und Installation HfK Bremen.

Für das Denkmal stehen die Mittel zur Verfügung, die die taz derzeit sammelt, abzüglich der Grunderwerbskosten. Naturgemäß steht der Wettbewerb unter Realisierungsvorbehalt. Aber: Wir wollen nachhelfen – mit Bildern und vielfältigen Entwürfen dessen, was sein könnte. Damit der öffentliche Platz vor Kühne + Nagel mehr bleibt als ein Baugrundstück für eine noch größere Firmenrepräsentanz. Nun entwerft!