heute in Bremen
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"Skurrile Belletristik"

Vorlesung Bei „Readers Dig(g)est“ tragen BesucherInnen Zeilen aus Lieblingsbüchern vor

Janosch Kurzrock

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33, ist DJ und Betreiber der Panama-Bar in der Neustadt.

taz: Herr Kurzrock, welchen Buchausschnitt würden Sie gerne vortragen?

Janosch Kurzrock: Ich bin eigentlich nicht der große Leser. Aber ich selbst werde wohl etwas aus einem Roman von Tom Robbins oder Terry Pratchett vorlesen. Hier in der Bar haben wir aber auch einige Bücher herumfliegen. „Neue Briefmacken“ von Winfried Bornemann ist ein skurriler Klassiker aus den achtziger Jahren.

Was ist das für ein Buch?

Hier werden Briefe mit jeglichem Quatsch verschickt, die Antworten sind einfach unglaublich. Ein Hotel wird angeschrieben, ob ein Gast seinen Leoparden mitbringen darf. Die Reaktion des Hotelchefs ist köstlich. Viele unserer Bücher habe ich auf der Straße im Viertel gefunden, zum Mitnehmen – in irgendwelchen Kartons.

Was passiert genau bei „Readers Dig(g)est“?

Gerade in der dunklen Jahreszeit wollen wir einen Ort schaffen, an dem Menschen sich gegenseitig etwas vortragen. Das kann eine kurze Passage aus dem Lieblingsbuch sein, aber auch vier bis fünf Seiten, oder ein Gedicht. Das ganze findet in einer heimeligen Atmosphäre statt. Es soll kein Vortrag werden, sondern ein Miteinander.

Spielt Literatur eine große Rolle in der Panama-Bar?

Wir möchten eine Buchtausch-Ecke realisieren. Die soll aber richtig schön werden. Insgesamt stellt die Bar einen Leseort da. Es ist toll wenn auch Paare sich gegenseitig etwas vorlesen. Die Bar hat extra kein WLAN, damit die Gäste nicht vor ihrem Smartphone hocken. Bisher haben Literaturveranstaltungen aber noch keinen hohen Stellenwert, dass soll sich im nächsten Jahr aber ändern. Zum Beispiel durch Lesungen, am liebsten skurrile Belletristik.

Haben Sie ein bestimmtes Konzept für die Bar?

Sie ist ein Ort zum Zusammenkommen, zum Lachen und zum Streiten. Wir sind eine Spelunke, ein Ort der Begegnung.

Ist das Kommerzielle dabei wichtig?

Wir führen das Panama zu zweit. Mein Partner ist Punk und ich bin ein Freak. Wir versuchen zusammen, die unterste Schicht der Gesellschaft zu verlassen. Geld scheffeln wollen wir aber nicht. Wir brauchen eine Grundlage, um unsere Konzepte durchzuziehen. Auf dieser wollen wir Konzerte veranstalten, Subkultur fördern und neue Perspektiven schaffen. Das spiegelt sich auch in der Preisgestaltung wieder, die sind nicht zu hoch und nicht extrem niedrig. Die BesucherInnen bekommen ein Bier für zwei Euro, das geht völlig in Ordnung.

Wie geht’s weiter?

Wir sind dabei, den Raucherraum auszubauen und denken über eine Erweiterung der Öffnungszeiten nach. Aber: nach dem Urlaub.

Interview: Jannik Sohn

„Readers Dig(g)est – Lesung aus dem eigenen Lieblingsbuch“: 20 Uhr, Panama-Bar