Bald fährt kein Zug mehr über den Öresund

Schweden Heftiger Streit über den Flüchtlingstreck. Mit Kontrollen will Stockholm die Zahl verringern

STOCKHOLM dpa/taz | Die geplanten Passkontrollen an der schwedischen Grenze haben immer drastischere Folgen für Reisende zwischen Dänemark und Schweden. Ab dem 4. Januar fahren keine direkten Öresund-Züge mehr von Kopenhagen nach Malmö, wie die regionale Bahngesellschaft Skånetrafiken am Dienstag mitteilte.

Gut eine halbe Stunde dauert die Zugfahrt zwischen Malmö und Kopenhagen normalerweise. Doch am Öresund zwischen Schweden und Dänemark ist gerade gar nichts mehr normal. Schweden beschloss wegen der Flüchtlingskrise, ab 4. Januar flächendeckend die Ausweise kontrollieren zu lassen – und nicht mehr nur in Stichproben.

Der Regionalzug Öresundståg über die Meerenge, die beide Länder verbindet, fährt dann nur noch ab dem dänischen Flughafen Kastrup Richtung Schweden. Kastrup ist die letzte Station vor der Grenze. Wer von der dänischen Hauptstadt nach Malmö reisen wolle, müsse hier umsteigen – und mit großen Verspätungen rechnen, warnte Skånetrafiken. Die Mitarbeiter hätten keine Zeit, alle Passagiere aus Dänemark zu kontrollieren. Dänemark nimmt in diesem Jahr etwa 20.000 Flüchtlinge auf – Schweden fast zehn Mal so viele, rund 190.000.

Eine ganze Region ist seitdem in Aufruhr. „Wir haben unsere Zeitvorgaben, ich muss um zwei Uhr in Halmstad sein. Wenn ich hier aber erst einmal eine Stunde in der Schlange stehe, komme ich nie rechtzeitig an“, klagt Lastwagenfahrer Anders Johansson.

Die Metropolregion ist eines der größten Wirtschaftszentren im Ostsee-Raum. Knapp vier Millionen Menschen leben hier. 75.000 Menschen überqueren jeden Tag die Öresund-Brücke – mit dem Zug, im Auto, Bus oder Lastwagen. Mehr als 20.000 Menschen nehmen die Fähre zwischen Helsingør und Helsingborg.