Sportsfreund vor dem Rücktritt?

AMTSMÜDIGKEIT Hamburgs Innen- und Sportsenator Michael Neumann (SPD) soll nach der verlorenen Olympia-Abstimmung keine Lust mehr haben

Dass er keine große Lust mehr haben soll an seinem Amt, kursiert in Hamburger Rathauskreisen schon seit Monaten. Doch nun berichtet das Hamburger Abendblatt, eine Entscheidung über den Rücktritt von Innen- und Sportsenator Michael Neumann (SPD) stehe noch in dieser Woche an. Der frühere Berufssoldat würde danach noch bis zur Wahl eines Nachfolgers am 20. Januar kommissarisch im Amt bleiben.

Auslöser soll die verlorene Abstimmung vom 29. November sein: Dabei hatten sich 51,6 Prozent der Abstimmenden gegen eine Bewerbung Hamburgs um Olympische Sommerspiele 2024 ausgesprochen. Neumann soll sich persönlich stark in diese Sache hineingekniet haben. Er bekannte öffentlich, der Ausgang des Referendums habe ihn sehr „nachdenklich“ gemacht. Dem NDR sagte er am 30. November, über persönliche Konsequenzen denke er „natürlich“ nach – „aber es wurde ja nicht über den Sportsenator der Hansestadt abgestimmt“. Vorwürfe handelte er sich zuletzt aber auch im Zusammenhang mit dem Flüchtlingsaufkommen ein: Da fand mancher, der Senator agiere zu blass.

„Da ist nichts dran“

„Ich bin im Amt und habe nicht um meine Entlassung gebeten“, äußerte Neumann selbst gegenüber dem Abendblatt. Auch sein persönlicher Referent Hauke Carstensen trat Rücktrittsgerüchten entgegen: „Da ist nichts dran. Michael Neumann bleibt im Amt“, sagte Carstensen der Hamburger Morgenpost. Das Olympia-Aus habe darauf keinen Einfluss. „Nach einer Niederlage steht man wieder auf. Das ist im Sport so und das entspricht auch dem Charakter des Senators.“

Sollte der 45-Jährige doch das Handtuch werfen, wird nach taz-Information der derzeitige SPD-Fraktionsvorsitzende An­dreas Dressel als Nachfolger gehandelt. Dessen Job übernähme Dirk Kienscherf, zurzeit Parlamentarischer Geschäftsführer und stadtentwicklungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.

Neumann, verheiratet mit Bundesintegrationsministerin Aydan Özoguz (SPD), war bis zu seinem Amtsantritt im Jahr 2011 Lehrbeauftragter der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr, die ihn zurzeit beurlaubt hat. Dort könnte er wieder tätig werden. KAJ