Franziskus als Heilsbringer

Afrika An der Kriegsfront: Zum Höhepunkt seiner Afrikareise besucht Papst Franziskus die zerrüttete Zentralafrikanische Republik. Die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm

Der Heilige Vater segnet ein krankes Kind in einem Flüchtlingslager in Bangui Foto: Andrew Medichini/ap

Von Dominic Johnson

BERLIN taz | Es kommt selten vor, dass ein Papst in ein Kriegsgebiet fährt. Wohl noch nie hat ein Papstbesuch unter so gigantischen Sicherheitsvorkehrungen stattgefunden wie die Visite von Papst Franziskus in Bangui, Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik, am Sonntag. 4.000 UN-Blauhelmsoldaten mit Panzerfahrzeugen schützten die fünf Kilometer lange Route des Papstes vom Flughafen in die Stadt. 2.000 Sicherheitsleute hielten die Menschenmenge fern. Dazu französische Truppen auf Stand-by, ein Kampfhubschrauber in der Luft und ein Sanitätsflugzeug auf der Rollbahn.

Bangui ist eine verelendete Stadt, in weiten Teilen dem Terror sich christlich nennender Milizen ausgesetzt, die in den vergangenen zwei Jahren fast alle Muslime der Stadt verjagt und getötet haben. Für viele Menschen dort ist ein Papstbesuch in etwa so, als sei der Messias auf Erden erschienen; die Erwartungen sind immens. „Seit zwei Jahren weinen wir“, sagte eine von Journalisten befragte Gläubige. Eine andere: „Wir beten, dass mit dem Papst der Frieden kommt.“

In einer Rede vor Ehrengästen sagte der Papst nach seiner Ankunft, er komme als „Pilger des Friedens“, und rief die Menschen auf, sich „der Versuchung zu widersetzen, Angst vor dem Nächsten zu haben“. Staatschefin Catherine Samba-Panza bat das Kirchenoberhaupt um Vergebung „im Namen der gesamten Führungsschicht des Landes“ für „die Schreckenstaten, die im Namen der Religion von Menschen verübt worden sind, die sich für Gläubige halten“. Ergriffen sagte sie dem Papst, sein Besuch sei „ein Sieg des Glaubens über die Angst“.

Alle Welt hatte dem Papst aus Sicherheitsgründen abgeraten, sich nach Bangui zu begeben. Nach dem offiziellen Empfang besuchte er ein Vertriebenenlager. Später waren Treffen mit christlichen Jugendlichen sowie eine Messe in der Kathedrale von Bangui geplant. Unklar blieb noch nach seiner Ankunft, ob der heikelste Punkt seines Programms stattfinden würde oder nicht: ein Besuch der einzig verbliebenen funktionierenden Moschee Banguis im einzigen noch übrigen muslimischen Stadtviertel PK5, wo es erst vor wenigen Wochen wieder zu fürchterlichen Lynchmorden an Muslimen gekommen war.

„Wir beten, dass mit dem Papst der Frieden kommt“

Gläubige in Bangui, Zentralafrika

Bangui überschattet die anderen Stationen der ersten Afrikareise des Papstes. Am Mittwoch war Papst Franziskus in Kenia eingetroffen, danach reiste er nach Uganda weiter, das er Sonntag früh verließ. Alle drei Länder dieser Reise sind multikonfessionell und traditionell von großer religiöser Toleranz geprägt, die aber in den letzten Jahren gelitten hat – in Kenia durch die Angriffe islamistischer Milizen aus Somalia, in Uganda durch islamistische Terroranschläge und das Wüten der sich katholisch nennenden Lord’s Resistance Army (LRA), in der Zentralafrikanischen Republik durch den noch nicht überwundenen Bürgerkrieg.

In Uganda rief der Papst dazu auf, „unsere Tore nicht vor den Schreien der Armen und Leidenden zu verschließen“. Außerdem besuchte er in Kampala den Schrein der ersten Missionare, die dort zur Kolonialzeit getötet worden waren und die die Kirche als Märtyrer verehrt.