Doch kein Song für Stockholm

ESC Xavier Naidoo tritt nicht an. Wer ihn ersetzt, ist unklar

Xavier Naidoo fährt doch nicht für Deutschland zum Euro­vision Song Contest (ESC) nach Stockholm. Nach einer Welle der Kritik an der Entsendung des Sängers zog der NDR seine Nominierung am Samstag zurück. „Die laufenden Diskussionen könnten dem ESC ernsthaft schaden“, begründete ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber die Kehrtwende.

Naidoo reagierte unbeeindruckt. Wenn sich die Planungen der ARD „durch einseitige Entscheidung geändert haben, dann ist das o. k. für mich“, erklärte er auf Facebook. „Meine Leidenschaft für die Musik und mein Einsatz für Liebe, Freiheit, Toleranz und Miteinander wird hierdurch nicht gebremst.“

Vor allem in den sozialen Netzwerken war die Entscheidung für den Mannheimer Sänger scharf kritisiert worden. Naidoo wird vorgeworfen, in Liedern gegen Juden und Homosexuelle zu hetzen. Auch ein Auftritt bei der Vereinigung „Reichsbürger“, die im Visier des Verfassungsschutzes steht, wird ihm zur Last gelegt (taz vom vergangenen Donnerstag). Im Internet unterschrieben bis zum Wochenende knapp 17.000 Menschen eine Petition gegen den Auftritt Naidoos beim ESC.

Es sei klar gewesen, dass Naidoo polarisieren würde, erklärte ARD-Unterhaltungskoordinator Schreiber. „Aber die Wucht der Reaktionen hat uns überrascht. Wir haben das falsch eingeschätzt.“ Nun solle so schnell wie möglich entschieden werden, wie der deutsche Beitrag für Stockholm gefunden wird. ARD-Programmdirektor Volker Herres kommentierte in der Welt am Sonntag, alles sei „sehr unglücklich gelaufen“, und ging auf Distanz zum Vorgehen des NDR. Er hätte es begrüßt, wenn die Diskussion ARD-intern geführt worden wäre, „bevor mit der Nominierung Fakten geschaffen wurden“. (epd)

Auf taz.de diskutieren Heiko Werning und Jan Feddersen über die Kehrtwende des NDR