Nach dem Terror
: Bitte covern: „I love you all the time“

Jesse Hughes’ Stimme ist brüchig, er holt immer wieder Luft und ringt um Worte. Der Sänger der Eagles of Death Metal schaut kaum in die Kamera, meist blickt er zu Boden.

Unter Tränen erzählt er von dem bei dem Anschlag getöteten Tourbegleiter Nick Alexander, der andere Besucher schützen wollte und dabei starb. „Nick blieb ruhig, rief nicht um Hilfe, bis er verblutete – nur weil er nicht wollte, dass andere verletzt werden“, sagt Hughes und greift sich fassungslos mit der Hand an den Kopf. Das US-Magazin Vice hat in dieser Woche das erste Interview mit den ­Eagles Of Death Metal nach dem Terrorangriff auf Band und ­Pu­blikum am 13. November im Bataclan veröffentlicht.

Die gesamte Gruppe – abgesehen von Gitarrist Dave Catching – sprach mit Vice-Gründer Shaun Smith. In dem 26-minütigen Video, das bereits millionenfach angeklickt wurde, kommt auch Eagles-of-Death-Metal-Bandgründer und Queens-of-the-Stone-Age-Sänger Josh Homme zu Wort – er fehlte bei dem Liveauftritt in Paris. Obwohl insbesondere Hughes noch schwer traumatisiert wirkt, versucht die Band trotzig nach vorne zu blicken. Sie will dabei sein, wenn das Bataclan wieder eröffnet wird: „Ich kann’s kaum erwarten, wieder zurück nach Paris zu kommen. Ich will, dass wir die erste Band sind, die wieder im Bataclan spielt“, sagt Hughes. „Unsere Freunde kamen, um ein Rock-’n’-Roll-Konzert zu sehen – und starben. Ich will dorthin zurückkehren und leben.“

Josh Homme betont, dass man die jetzige Tour – nach einigen abgesagten Auftritten -fortsetzen müsse. Die Ereignisse beträfen ja nicht nur die Band, sondern die Probleme der Menschheit im Ganzen. Er konterkariert den Jargon der Terroristen, als er hinzufügt, man werde über die Musik „rekrutieren“ und seinen Lebensstil verteidigen. Er fordert zudem Bands und Musiker aus aller Welt auf, ihren Song „I Love You All the Time“ zu covern. Mit Veröffentlichung der Coverversionen soll Geld zusammenkommen, das den durch das Attentat Geschädigten zugutekommt. Aber auch als symbolische Geste kann eine rege Beteiligung schon wichtig sein: In der geschockten Pariser Kulturszene wird man für jeden Beitrag dankbar sein, der hilft, zur Normalität zurückzukehren. Jens Uthoff

www.youtube.com/watch?v=n74HBrrFnIc