Der Glaube an ein glücklicheres Leben

Ausstellung Afghanistan ist ein Ort starker Frauen, die für ihre Rechte zu kämpfen bereit sind. Das sagen uns die Bilder von Anja Niedringhaus und Lela Ahmadzai im Willy-Brandt-Haus

Fußball spielende Jungen, fotografiert von Anja Niedringhaus Foto: WBH

Sie gilt als eine der wichtigsten Kriegsfotografinnen weltweit: Die Pulitzerpreisträgerin Anja Niedringhaus, die im Jahr 2014 mit nur 48 Jahren in Afghanistan einem Attentat zum Opfer fiel. Ihre Bilder sind bis heute überall präsent, erschienen in vielen Tageszeitungen und Magazinen – bestimmen unser Bild der Krisenregionen dieser Welt.

Viele Jahre fotografierte sie unter extremen Bedingungen: Ihr Bilder entstanden in Kroatien, in Serbien, im Irak, in Afghanistan, Libyen oder Israel: Bilder von Menschen im Krieg. Niedringhaus war eine der wenigen Frauen, die sich als Kriegsberichterstatterin einen Namen gemacht hat. Ihre Bilder zeigen nur selten Spektakuläres, eher die Momente des Dazwischen: Momente der Erschöpfung, stille Verzweiflung, aber auch das, was es inmitten des Krieges auch gibt: Momente der Freude, Gelassenheit für wenige Minuten.

Ihre Bilder gehen nicht aus dem Kopf. Und so ist es auch mit den Fotografien, die jetzt im Berliner Willy-Brandt-Haus unter dem Titel „Geliebtes Afghanistan“ versammelt sind. Veranstaltet vom Freundeskreis Willy-Brandt-Haus und der Gesellschaft für Humanistische Fotografie erinnert die Schau an eine Fotografin, die dem Glauben an ein glücklicheres Leben stets verhaftet geblieben ist.

„Ich hätte mich die meiste Zeit meines Lebens von Gefahren fernhalten können, aber ich habe mich immer zu Menschen in schwierigen Situationen hingezogen gefühlt“ – so hat Anja Niedringhaus ihre Arbeit als Fotografin einmal beschrieben. Die von Gisela Kayser und Katharina Mouratidi kuratierte Ausstellung zeigt etwa 130 Fotografien, darunter viele Bilder von Frauen und Kindern sowie erstmalig eine Serie über weibliche Abgeordnete.

Zeitgleich wird Lela Ahmadzais Schau „Die Unbeugsamen – Vier Frauen in Kabul“ eröffnet, ein Langzeitprojekt. Die in Kabul geborene und in Berlin lebende Fotografin und Multimedia-Journalistin nimmt hier im Wechsel von Fotografien und bewegten Bildern das Leben von vier sehr unterschiedlichen Frauen in den Fokus. Was alle vier eint, die Parlamentsabgeordnete, die Bäckerin, die Polizistin und die Schauspielerin, ist: Alle Frauen, ganz egal aus welcher Schicht, müssen Tag für Tag um ihre Freiheit hart kämpfen. Viele haben Angst vor dem Erstarken fundamentalistischer Gruppen wie den Taliban.

Alle Frauen müssen Tag für Tag um ihre Freiheit hart kämpfen

Lela Ahmadzais subtile Porträts entstehen oft vor der Kulisse der rauen Landschaft Afghanistans und bilden einen atmosphärischen Widerpart zu den journalistischen Bildern von Anja Niedringhaus. Beide zeichnen ein eher untypisches Bild des Landes: als Heimat starker Frauen, die bereit sind, für ihre Rechte einzutreten.

Marc Peschke

Bis 24. Januar, Willy-BrandtHaus, Di.–So. 12–18 Uhr, Eintritt frei, Ausweis erforderlich