Ungleichheit Nordmedia vergibt mehr Geld an Männer als an Frauen. Geschäftsführer schlägt Quote für Vergabegremium vor
: Mehr Männerförderung im Film

„Ich glaube, dass wir objektiv nachQualität entscheiden.

Thomas Schäffer, Geschäftsführer Nordmedia

Männer haben eine etwas bessere Chance als Frauen, wenn sie sich bei der Filmförderanstalt Nordmedia bewerben. Das ist das Ergebnis einer Anfrage der Grünen, die am Dienstag in der parlamentarischen Kulturdeputation vorgestellt wird. Danach bewilligte die Film und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen in den Jahren 2011 bis 2014 60 Prozent der Anträge, die „unter männlicher Beteiligung“ gestellt wurden – und 55 Prozent derjenigen „unter weiblicher Beteiligung“.

Dabei hatten sich mit 77,02 Prozent wesentlich mehr Männer als Frauen um eine Förderung beworben, heißt es in dem Mini-Bericht, der als Reaktion auf die bundesweite Diskussion um den Verein „Pro Quote Regie“ von den Bremer Grünen angefordert wurde. Der Verein fordert, das bis 2025 die Hälfte der bundesweiten Fördermittel an Regisseurinnen gehen. In den Jahren 2004 bis 2013 lag dieser Anteil bundesweit bei knapp einem Fünftel, ergab eine aktuelle Auswertung der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien.

Auch bekamen Filme unter weiblicher Regie mit 16,1 Prozent anteilig weniger Geld. Bei der Nordmedia lag das Fördervolumen immerhin bei einem Drittel für Projekte von Frauen. Die Zahl bezieht sich allerdings auf alle Förderbereiche, also nicht nur auf Filmproduktionen, sondern auch auf Drehbuchentwicklungen und Verleih. Und eine Regisseurin muss nicht notwendigerweise den Antrag gestellt haben, das kann auch eine Produzentin gewesen sein oder ein Team.

Nicht in dem Bericht steht: dass bei der Hälfte der Filmproduktionen, die die Nordmedia im Jahr 2014 mit Fördermitteln in Höhe von über 250.000 bedachte, Frauen Regie führten.

Insgesamt hätte die Nordmedia vergleichsweise gut abgeschnitten, findet deren Geschäftsführer Thomas Schäffer. Dabei habe die Förderanstalt der Länder Bremen und Niedersachsen keine aktive Frauenförderung betrieben. „Aber wir müssen uns auch fragen, warum viele Frauen die Hochschulen sehr gut ausgebildet verlassen, aber dann im Beruf nicht weiterkommen“, so Schäffer. Eine Quote lehnt er ab. „Ich glaube, dass wir objektiv nach Qualität entscheiden. Aber ich kann nicht ausschließen, dass der Blick auch mal getrübt ist.“ Und schließlich würden Männer und Frauen unterschiedliche Blicke auf Projekte werfen.

Deshalb schlägt er vor, das Gremium, das über die Anträge entscheidet, paritätisch zu besetzen. Derzeit entsenden das Land Niedersachsen und der NDR je zwei Männer und eine Frau, das ZDF sowie das Land Bremen je einen Mann und Radio Bremen eine Frau in das Vergabegremium. Regulär neu besetzt würde dieses laut Schäffer erst wieder in zwei Jahren. „Aber das kann auch zwischendurch jederzeit geschehen.“

„Sehr gut“ funktioniere in Bremen bereits jetzt die Nachwuchsförderung, findet die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Kirsten Kappert-Gonther. Das Filmbüro Bremen – so ein weiteres Ergebnis ihrer Anfrage – vergab mehr Geld an Frauen als an Männer. „Aber wie überall im Kulturbetrieb schaffen die Frauen es dann seltener auf die nächste Ebene der Professionalisierung.“ Eiken Bruhn