Feiern gehört zum Programm

SCHULD Während ARD und ZDF um Akzeptanz für den Rundfunkbeitrag kämpfen, geht die Affäre des gemeinsamen Kinderkanals in eine neue Runde

Bei der Affäre ging es um Summen von mehreren Millionen Euro

Der Programmdirektor der ARD-Anstalt NDR, Frank Beckmann, ist nun Beschuldigter der anhaltenden Affäre um den Kinderkanal. Das meldet das NDR-Magazin „Zapp“.

Staatsanwälte in Erfurt, die für den dort angesiedelten Kika, den sich ARD und ZDF gemeinsam leisten, zuständig sind, hatten vor Weihnachten neuerliche Ermittlungen eingeleitet. Zuvor war ein Ex-Sendermanager wegen Untreue und Bestechlichkeit zu insgesamt mehr als sechs Jahren Haft verurteilt worden. Beckmann wiederum war fast ein Jahrzehnt Programmgeschäftsführer des Kika, von 2000 bis 2008. Bisher musste Beckmann allein als Zeuge aussagen. Er gab sich dabei empört, einiges sei ihm gar völlig unerklärlich gewesen – mehr aber auch nicht.

Dass sich die Energie der Fahnder seit Wochen nun auch gegen ihn richten soll, wollte die Staatsanwaltschaft am Freitag nicht bestätigen. So äußert sich Beckmann lediglich auf Basis der Nachricht, die seine eigenen Leute veröffentlicht haben. Die zitieren ihn wiederum mit den Worten, Beckmann sei sich „keiner Schuld bewusst“. Er kenne die Vorwürfe zudem selbst nur über die Recherchen seines Hauses, nicht aus erster Hand.

Der Verdacht, der außer auf Beckmann auch noch auf drei andere fällt, zeichnet das Bild einer laxen Ausgabenpolitik: Feiern von Kika-Mitarbeitern sollen über die Etats für Programme abgerechnet worden sein und Personal zudem falsch gebucht. Beckmanns Nachfolger Steffen Kottkamp wurde vom MDR, der den Kika betreut, bereits beurlaubt. Der NDR wiederum pocht bei seinem Manager auf die Unschuldsvermutung. Akteneinsicht soll für Klarheit sorgen, was Wochen dauern könnte, wenn es überhaupt dazu kommt.

In der Summe ist von gut 100.000 Euro die Rede, die nun Aufklärung erforderten. Zum Vergleich: Der Schaden in den bereits ausgeurteilten Fällen, die teils in Beckmanns Zeit fielen, ihm juristisch aber nicht angelastet wurden, lag bei mehr als 8 Millionen Euro. Der frische Vorgang ist jedenfalls ein Anlass, die Rolle der Programmgeschäftsführer beim Kika ausgiebiger unter die Lupe zu nehmen als bisher.

Für die Sender kommen die aktuellen Vorgänge zur Unzeit. Derzeit deutet sich ihnen eine – wenn auch inszenierte – Empörungswelle an, weil manch einer, darunter die Bild, den neuen Rundfunkbeitrag unfair findet. Die Sender wiederum haben es versäumt, das neue Prinzip „Schwarzseher, ade!“ mit mehr Transparenz zu flankieren.

Außerhalb der Anstalt mangelt es damit weiter an Akzeptanz. Dass die Affäre um den Kinderkanal kein Ende findet, entspannt die Lage gewiss nicht. DANIEL BOUHS