heute in Bremen
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„Immer nur neue Konflikte“

BENEFIZ Das Friedensforum kritisiert das heutige Wohltätigkeitskonzert der Bundeswehr-Big-Band

Ekkehard Lentz

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60, ist Erzieher, Pressesprecher des Turn- und Rasensportvereins (Tura) Bremen und Mitbegründer und Sprecher des Bremer Friedensforums.

taz: Herr Lentz, was ist denn so schlimm an einem Konzert der Bundeswehr-Big-Band – die Musik?

Ekkehard Lentz: In der Tat ist das nicht gerade meine Musik, aber die Geschmäcker sind ja verschieden. Die „Musikschau der Nationen“ fasziniert ja auch immer wieder unzählige Menschen. Nein, was mich aufregt, ist vor allem die Tatsache, dass es sich hier um ein sogenanntes „Wohltätigkeitskonzert“ des Bürgerparkvereins handelt.

... der ja nun auf Spenden angewiesen ist.

Ja, und auch ich bin regelmäßiger Spender des Vereins. Ich jogge im Bürgerpark, gehe dort spazieren, genieße diese grüne Lunge Bremens. Ich möchte eine Trennung zwischen ziviler Erholung und Militär – Wohltätigkeit hat nichts mit der Bundeswehr zu tun. Das Konzert passt allerdings recht gut zur momentanen Strategie der Bundeswehr.

Inwiefern?

Sie sucht immer mehr die Nähe zur Zivilgesellschaft. Ich bin ja auch Sportfunktionär und bekomme da sehr gut mit, wie die Bundeswehr immer öfter als Sponsor für beispielsweise Tischtennisvereine auftritt. Die Bundeswehr bringt Materialien heraus, die vom PR-Gedanken her ziemlich gut gemacht sind.

Aber kann all die Mühe nicht auch ein Zeichen dafür sein, dass die Bundeswehr Nachwuchs-Probleme hat?

Ja, vielleicht. Aber das kann sich mit Slogans wie „Wir kämpfen auch dafür, dass Du gegen uns sein kannst“ durchaus auch ändern. Da präsentiert sich die Bundeswehr als Hüter der Demokratie, was eine kluge Idee ist, denn da geht es ausschließlich um Landesverteidigung.

Und dafür soll die Bundeswehr ja auch da sein ...

Ja, eigentlich. Wir kritisieren sie aber als Einsatztruppe, zu der sie sich bereits in den früheren neunziger Jahren gewandelt hat.

Ist das militärische Eingreifen in autoritäre Regime nicht manchmal nötig?

Nein. Zum einen sind gerade wir aufgrund unserer Geschichte die wohl schlechtesten Ratgeber für andere Länder, und zum anderen bringen militärische Interventionen immer nur neue Konflikte hervor. Der Spruch „Wer Waffen sät, der erntet Flüchtlinge“ bewahrheitet sich ja gerade.

Und was ist mit dem zivilen Einsatz der Bundeswehr, zum Beispiel in der Flüchtlingshilfe?

Ich finde es ein bisschen merkwürdig, dass Probleme ausgerechnet von denjenigen bewältigt werden sollen, die sie geschaffen haben.

Planen Sie denn eine Protestaktion anlässlich des Konzerts?

Nein, denn der Termin ist bei uns etwas heruntergefallen. Das hätte etwas längerfristiger organisiert werden müssen – einfach nur Rumstehen und Pfeifen ist ja auch doof.

INTERVIEW: SCHN

20 Uhr, Glocke