Bremens Brutstätte für Besessene

Zehn Jahre junge Akteure – der Erfolg ist riesig, und die Feier wird groß. Am Anfang der Bremer Theaterschule aber stand eine Pleite: die gescheiterte Kulturhauptstadtbewerbung. Es hatte, zumal durch eine am – damals von Klaus Schumacher geleiteten – Kinder- und Jugendtheater Moks angesiedelte „Plattform junger Theatermacher“, deutliche Hinweise auf Bedarf und Potenzial gegeben. Aber um das Ding zum Laufen zu bringen, waren Martin Heller und Uli Fuchs nötig: Die Bewerbungsintendanten tigerten damals durch die Stadt auf der Suche nach dem, was sie als Brutstätten und Besessene bezeichneten.

Als Bremen dann in der Städtelotterie nicht siegte, waren die zwei die Buhmänner. Radio Bremen schimpfte, das Geld wäre besser in Schulbücher geflossen. Aber: Sie hatten dem Kultursenator (keine Ahnung mehr, ob der damals Kuno „gar nicht so“ Böse, Peter „Schampus“ Gloystein oder Hartmut „Wurstbrot“ Perschau hieß) eine verbindliche Anschubfinanzierung für fünf Jahre Junge Akteure aus dem Kreuz geleiert: Die Institution, die dabei entstanden ist, erweist sich heute als eine Brutstätte für Besessene. Und eine der vitalsten Kultureinrichtungen Bremens. Was kein Selbstläufer ist: Kinder- und Jugendtheater kann, auch als Theater junger SpielerInnen, quälend dröge sein, wenn aus dem Wunsch, die zarten Seelen zu schonen, Kritik vermieden wird.

Solche Entmündigungen hatten die Jungen Akteure nie nötig: Das hier von Jugendlichen Kunst gemacht wird, die vom Verriss bis zur Hymne ernst zu nehmen ist, das war die Botschaft, das war der Anspruch, wie zahllose Festivaleinladungen belegen und jeder in der Jubiläumswoche überprüfen kann: Die Präsentation des Ferienworkshops Moks-Box macht am Wochenende den Anfang, ab Dienstag laufen täglich ein bis zwei Produktionen von der Tanzperformance „Junge, Junge“ über die Coming-of-Age-Produktion „More, More, More“ frei nach Goethe bis zum fesselnden Hedonismus-Projekt „Verschwende deine Jugend“: Freitag steigt eine große Gala mit Jungen Akteuren jeden Alters und am 7. 11. gipfelt alles in einer Tortenschlacht: Lecker! bes