LeserInnenbriefe
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Große Chance

betr.: „Ökosteuern für die Industrie auf der ganzen Welt“, taz vom 21. 10. 15

Es wird höchste Zeit, dass die Politik „Leitplanken“ vorgibt. CO2 muss was kosten! Wenn es uns gelingen soll, die Klima­erwärmung unterhalb der 2-Grad-Grenze zu halten und dabei Strukturbrüche in Wirtschaft und Gesellschaft zu vermeiden, reicht das bisher festgesetzte EU-Ziel „Emissionsminderung bis 2030 um mindestens 40 Prozent“ nicht aus, um damit die europäischen Emissionen bis 2050 um 80 bis 95 Prozent zu reduzieren. Dazu ist erforderlich, die Zielmarke stattdessen auf „mindestens 50 Prozent“ (Ecofys) festzusetzen. Je länger wir zögern, das Energiesystem umzugestalten und ehrgeizigen Ziele anzustreben, umso kostspieliger werden die Reduktionsmaß­nahmen sein.

Eine effiziente CO2-arme und klimafreundliche Entwicklung braucht von allen Staaten unbedingt eine Selbstverpflichtung auf ehrgeizige Klimaziele. Das EU-Parlament hätte die Gelegenheit, sich schon im Vorfeld dafür auszusprechen, dass die EU-Kommission ihren bisherigen Zielwert erhöht, wenn andere große Emittenten wie die USA und Japan auch mitziehen. Wenn die Kommission eine Emissionsminderung auf mindestens 50 Prozent bis 2030 vereinbart, kann sie die Voraussetzung dafür schaffen, dass auf dem Klimagipfel in Paris eine wirklich starke Vereinbarung zustande kommt.

Und: mit diesem Klimagipfel besteht die große Chance, dass die globale Klimaveränderung nicht zu einer noch größeren Bedrohung für die Menschheit wird. IRENE LIMMERT, München

Treffend analysiert

betr.: „Zurück in die Zukunft“, taz vom 21. 10. 15

Ich möchte euch ganz herzlich zum Titelbild mit Pierre und Justin Trudeau beglückwünschen, zweifelsohne Titelbild des Jahres! Es fand auch hier in Kanada großen Anklang: „Und dass das einer deutschen Zeitung eingefallen ist!“ Schön, dass ihr der wirklich sehr bedeutenden Wahl so viel Platz gegönnt und die Lage in Kanada so treffend analysiert habt. Danke dafür!

TIM ARETZ, Vancouver, Kanada

Wie bitte?

betr.: „Putins Machtspiel mit dem Westen“, taz vom 22. 10. 15

Wie bitte? „Die USA und Europa müssen sich nicht nur darüber klar werden, welche Lösung sie für Syrien wollen.“ Hat die Nato zu bestimmen, was aus Syrien werden soll?

„Sie sollten auch Konsequenzen folgen lassen, wenn die russische Luftwaffe vom Westen unterstützte gemäßigte Rebellen bombardiert – bis hin zu weiteren Sanktionen.“ Wie hat der Westen denn reagiert, als der Nato-Partner Türkei die Kurden bombardierte, die erfolgreich gegen den IS kämpften – sogar mit westlicher Unterstützung? Und wem nützt es, wenn die EU weitere Sanktionen gegen Russland verhängt? Dient es etwa einer politischen Lösung? Wie kommt so ein Artikel auf die erste Seite der taz?

Übrigens passt die Karikatur sehr gut zum Kommentar von Frau Mertins. MARIANA MUNK, Hamburg

Seltsame Idee

betr.: „Bye-bye, Bayern!“, taz vom 17. 10. 15

Was für eine seltsame Idee der Sportredaktion, mit der Verbannung des FC Bayern München aus der Berichterstattung einen Teil der Realität im Sport einfach auszublenden. Ich dachte bisher immer, dass es vor allem darum geht, sich kritisch mit den Verhältnissen auseinanderzusetzen. Und da gäbe es einiges zu diskutieren, was den sportlich und wirtschaftlich immer weiter auseinanderklaffenden Profi-Fußball betrifft.

Als taz-Genossenschaftler und Leser seit der ersten Nullnummer, der ich dem FC Bayern seit den Zeiten der Regionalliga Süd, 1964, emotional und kritisch verbunden bin, bedauere ich es außerordentlich, im taz-Sportteil kaum Berichte über die in den letzten Jahren so mitreißenden Bayern-Spiele zu lesen, die dem linken Fußball eines Cesar Luis Menotti schon sehr nah kommen. Im Übrigen besitzt diese krude Rumpfbundesligatabelle keinen besonderen Unterhaltungswert, führt lediglich dazu, dass ich für den Sportteil auch noch die SZ bemühen muss und auf den taz-Sportteil ganz verzichte.

Vor allem aber möchte ich nicht so gern in meinem (auch) sportbezogenen Informationsbedürfnis bevormundet werden. Das hat, mit Verlaub, etwas Kindisches.

Als Leser und aktiver Unterstützer einer emanzipierten Zeitung möchte ich gern selbst entscheiden, welche Schlüsse ich aus den gegebenen Realitäten ziehe. Gern auch über kontroverse Diskussionen, wie sie schon länger gute Kultur in anderen Redaktionen der taz sind.

Dass der Sport immer mehr in den Würgegriff von Kommerz und Kapital geraten ist (nicht nur in München, wo die Prosperität immerhin über den Fußball und nicht über Großunternehmen, Mäzene oder Oligarchen gewachsen ist), darüber, glaube ich, müssen wir uns nicht streiten.

taz-Leser sind zu einer eigenen Meinung über die gegebenen Verhältnisse fähig, auch über weniger attraktive Entwicklungen im Sport, auch ohne Zensur. MARTIN SPIEGLER, Heidelberg