Porträt
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Bleibt immer in Schürrles Schatten: Daniel Caligiuri  Foto: dpa

Der begabte Außenseiter

Wolfsburg gegen Leverkusen, die 50. Spielminute läuft. Natürlich gehört er wieder zu den Hauptdarstellern: Daniel Caligiuri läuft mit hohem Tempo auf das Tor des Gegners zu, provoziert ein Foul und hätte einen Elfmeter zugesprochen bekommen müssen. Es ist keine Überraschung, dass der 27-Jährige immer dort präsent es, wo es knifflig wird und am Ende sogar Spielentscheidendes passiert.

Der Mittelfeldspieler im Team des VfL Wolfsburg verblüfft seit Monaten mit seiner Mischung aus Lauffreude und Angriffslust. Er ist ein Antreiber beim deutschen Vizemeister, von dem alle geglaubt hatten, dass er nicht über die Rolle des Mitläufers hinauskommt.

Jede gute Mannschaft braucht solche Typen. Sie sind die Normalos, auf die man sich verlassen kann. Die Arbeitstiere, ohne die Künstler nicht glänzen können. Im Team der Wolfsburger spielen mit Max Kruse, Andre Schürrle, Julian Draxler oder Luiz Gustavo mehrere millionenschwere Profis mit, die alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen und von denen alle Leistungen wie aus dem Lehrbuch erwarten. Vielleicht ist es genau dieses Nischendasein, das Caligiuri braucht, um sich voll und ganz entfalten zu können.

Caligiuri gehört zu den größten Lieblingen von VfL-Trainer Dieter Hecking, bekommt häufig den Vorzug vor Kollegen, die streng genommen bessere Fußballer sind. Aber sie können es nicht immer zeigen, während ihr unscheinbarer Kollege wie auf Knopfdruck funktioniert.

Im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen, das die Wolfsburger mit 2:1 (1:1) gewannen, trat Caligiuri wieder einmal in seiner Paradedisziplin an. Er läuft mit hohem Tempo in Richtung gegnerisches Tor, dringt in den Strafraum ein und zwingt die Konkurrenz zu einer folgenschweren Reaktion. Leverkusens Torhüter Bernd Leno wusste sich nicht anders zu helfen, als Caligiuri leicht zu berühren, und hatte Glück, dass der Schiedsrichter nicht auf Foul entschied. Es war an diesem 11. Spieltag der Fußball-Bundesliga wie so oft: Wolfsburg hatte gewonnen. Irgendein Randaspekt wurde zum großen Thema erhoben. Und am Ende geriet in Vergessenheit, dass Caligiuri ein richtig gutes Spiel gemacht hatte.

Sein Starpotenzial ist und bleibt begrenzt. Caligiuri ist beim SC Freiburg zum bezahlten Fußballer gereift. Beim VfL Wolfsburg glänzt er in der Bundesliga und sogar in der Champions League. Doch die großen Namen des Vereins, wie Schürrle, Kruse und Draxler, stellen alles in den Schatten, ob sie spielen oder nicht. Caligiuri bleibt in der öffentlichen Wahrnehmung ein Außenseiter. Es ist ihm zu wünschen, dass ihm das als Grundlage für gute Leistungen noch möglichst lange erhalten bleibt. Christian Otto