heute in hamburg
:

„Die Stadtbilder verarmen“

GLEICHFÖRMIG Städte verlieren ihre Einzigartigkeit. Das muss aufhören, sagt Architekt Eiko Wenzel

Eiko Wenzel

Foto: privat

56, der Architekt arbeitet für den Bereich Denkmalschutz und Stadtteilpflege der Stadt Flensburg.

taz: Herr Wenzel, darf sich ein Stadtbild nicht verändern?

Eiko Wenzel: Das tut es ja. Wir beobachten heute aber, dass Stadtbilder immer mehr verarmen. Man kann also gar nicht mehr unterscheiden, ob man in Hamburg oder in Flensburg ist. Und wir stellen außerdem fest, dass der Begriff Heimat früher verpönt war und heute wieder eine verstärkte Rolle spielt, weil viele Bürger nicht mehr spüren, was sie mit ihrem Ort verbindet. Wir müssen den Bürgern also wieder identifizierbare Orte geben.

Welche Möglichkeiten haben Bezirke und Kommunen, auf das Stadtbild Einfluss zu nehmen?

Es gibt zum Beispiel die Erhaltungssatzung, die Besonderheiten von Stadtvierteln erhalten sollen. Sie geben Kommunen die Möglichkeit, Abbrüche zu versagen und auf Neubauten Einfluss zu nehmen. Dabei geht es natürlich immer darum, dass richtige Augenmaß zu wahren.

Ist das nicht ein Eingriff in die Freiheit der Grundstücksbesitzer?

Ja, natürlich. Aber es ist vom Gesetzgeber so vorgesehen, dass die Baufreiheit eingeschränkt ist. Das gibt es ja zum Beispiel auch bei sozialen Kriterien. Wenn es eine Erhaltungssatzung gibt, dann muss der Wille des Einzelnen da im Zweifelsfall zurückstehen.

Welche Konflikte erleben Sie dort?

Wir in Flensburg haben die Beobachtung gemacht, dass Konflikte sehr selten sind. Meistens findet man einen Weg der Einigung, zum Beispiel in dem man einen Eigentümer bei der Erhaltung unterstützt. Manchmal landet so etwas natürlich auch vor Gericht. Im Einzelfall muss die Kommune ein zu erhaltendes Gebäude auch übernehmen, wenn es unzumutbar ist, einem Eigentümer die Kosten dafür anzulasten. Das haben wir in Flensburg aber noch nicht erlebt.

Verhindert man durch solch ein restriktives Erhalten nicht auch, dass sich die Stadt weiterentwickelt?

Eine Erhaltung ist nie das Verbot einer Weiterentwicklung. Natürlich muss sich die Stadt neuen Bedürfnissen und neuen Aufgaben anpassen, wie zum Beispiel bei der energetischen Sanierung oder der Barrierefreiheit. Wenn man aber der Auffassung ist, dass Teile der Stadt zur kulturellen Identität gehören, dann sollte man auch die Möglichkeit haben, einen Abriss zu verhindern.

Interview:Albert Wenzel

Diskussion „Stadt gestalten – Stadt erhalten“: 19 Uhr, Freie Akademie der Künste, Klosterwall 23