DIE DREI FRAGEZEICHEN
: „H&M bekommt Geld dafür“

GUT SO? H&M sammelt die Altkleider seiner Kunden und gibt Rabattgutscheine dafür – für das Deutsche Rote Kreuz nicht unkritisch

taz: Herr Kunz, was bedeutet es, wenn ein Weltkonzern wie H&M ab Februar nun Altkleider sammelt?

Rüdiger Kunz: Es klingt so, als ob eine Marketingaktivität gefahren wird und nicht darüber diskutiert wird, was dabei passiert. Wenn sie mit einem führenden Verwerter zusammenarbeiten, wäre es hilfreich, erst einmal den Namen zu erfahren. H&M wird ja vermutlich dieses Material dem Verwerter verkaufen. Das heißt, sie bekommen Geld.

Wie könnte H&M seine gesammelten Altkleider sinnvoll verwerten?

Indem die Einnahmen aus der gesammelten Kleidung offengelegt werden. Ich würde mir bei H&M wünschen, dass es konkret nachweisbare Projekte gibt, in die dieses Geld hineinfließt. Dann ist aus unserer Sicht erst einmal wenig dagegen zu sagen.

Werden Leute jetzt schneller ihre Kleider wegschmeißen, um dann neue zu kaufen?

Wir haben in den letzten Jahren festgestellt, dass die Leute sich heute schneller von Kleidung trennen, als das früher der Fall war. Zum Beispiel hat sich der Bedarf an Baumwolle im letzten Jahrzehnt versiebenfacht. Aber es ist auch nicht so, dass wir in unseren Sortierstellen besonders viele H&M-Produkte gesehen hätten, also dass da schneller weggeworfen wird als andere Produkte.

INTERVIEW: MARION BERGERMANN

■ Rüdiger Kunz ist Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes im Landesverband Berlin