Millionen hungern, 30.000 droht der unmittelbare Tod

Südsudan Knapp zwei Jahre nach Kriegsausbruch wird die Lage der Menschen immer dramatischer

Manche ernähren sich von Fisch und Wasserlilien

BERLIN taz | ­Hilfsorganisationen schlagen Alarm: Im Bürgerkriegsland Südsudan leiden 3,9 Millionen Menschen unter schwerer Nahrungsmittelknappheit und 30.000 stehen unmittelbar vor dem Hungertod, so das UN-Welternährungsprogramm WFP, die UN-Agrarorganisation FAO und das UN-Kinderhilfswerk Unicef.

Die Lage sei die schlimmste seit Ausbruch des neuen Bürgerkriegs im Südsudan Ende 2013, als der frühere Vizepräsident Riek Machar in den Aufstand gegen Präsident Salva Kiir trat, so die UN-Agenturen am Donnerstag in Nairobi in einer gemeinsamen Erklärung. Zehntausende Menschen sind in dem Konflikt gestorben, bei dem Bewaffnete der beiden größten Volksgruppen Dinka und Nuer systematisch gegen die jeweils andere Zivilbevölkerung vorgehen. 2,3 Millionen Menschen wurden vertrieben.

Die Zahl von 3,9 Millionen Hungernden – ein Drittel der Gesamtbevölkerung – ist etwas niedriger als vor einem halben Jahr, basiert aber auf Erhebungen vom Beginn der Erntezeit ab August, wenn also viele Menschen erstmals seit Monaten wieder genug zu essen haben müssten. Das macht die Lage besonders kritisch.

„Die langfristigen Auswirkungen des Konflikts zusammen mit hohen Lebensmittelpreisen, unzuverlässigen Regenfällen, geschwächten Viehbeständen und begrenztem Zugang für Hilfswerke“ verschlechterten die Lage, so die UN-Prognose. Selbst wenn alle Ernten eingefahren seien, würden wohl immer noch 2,4 Millionen Menschen hungern, 60 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Besonders dramatisch sei die Lage in den Distrikten Leer, Guit, Koch und Mayendit im Bundesstaat Unity, wo laut UNO 30.000 Menschen unmittelbar vor dem Hungertod stehen. Vertreibungen, Plünderungen und Ernteausfälle hätten dazu geführt. Manche völlig mittellose Menschen ernährten sich einmal täglich von Fisch und Wasserlilien. Unity ist eigentlich ein Zentrum der südsudanesischen Ölförderung, und Leer ist der Geburtsort des Rebellenführers Riek Machar. Dominic Johnson