Österreichische Oscar-Hoffnung

Wie schade, dass Christoph Waltz sich so partout als Wiener fühlt und seine vom Vater geerbte deutsche Staatsbürgerschaft 2010 ohne mit der Wimper zu zucken gegen die österreichische eintauschte. Sonst könnte sich der nicht gerade Oscar-verwöhnte Film hierzulande dank Waltz, 56, in Wien geboren und aufgewachsen, nämlich gleich mal einen Oscar (2010 Bester Nebendarsteller in „Inglourious Basterds“) und zwei Golden Globes mehr in die Annalen schreiben.

Ja, zwei, denn Waltz hat – wie schon bei „Inglourious Basterds“ – mal wieder mit Quentin Tarantino gedreht. Und er hat dabei mal wieder gewonnen. Mittwochnacht vergab der Verband der Auslandspresse in Hollywood (HFPA) in Los Angeles die „Golden Globes“, eine goldene Weltkugel ging an Waltz für die beste Nebenrolle: In Tarantinos Sklavenwestern „Django Unchained“ spielt er Dr. King Schultz, einen Zahnarzt aus Düsseldorf (!), der 1858 durch den US-amerikanischen Süden zieht, einen Sklaven (Django) freikauft und als Kopfgeldjäger weiße Plantagenbesitzer umbringt.

Die Chancen, dass es am 24. Februar den Oscar noch obendrauf gibt, stehen auch nicht schlecht – bekanntlich gelten die Globes als wichtigster Indikator für die einige Wochen später folgenden Oscars, als Nazi in „Inglourious Basterds“ hat es ja auch schon mal geklappt – und zudem ist Waltz, der am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und am New Yorker Lee Strasberg Theatre Institute lernte, der einzige Schauspieler aus Tarantinos Staraufgebot (Samuel L. Jackson, Leonardo DiCaprio), der überhaupt für die Oscars berücksichtigt wurde. Er, der unauffällige, stille, immer ein wenig zurückhaltende Sohn eines Bühnenbildners und einer Kostümbildnerin, der bis zu seinem Durchbruch mit „Basterds“ viel Theater spielte (Zürich, Köln) und auch ein paar Krimis („Derrick“, „Der Alte“, „Kommissar Rex“, eine „Tatort“-Folge Ende der 80er).

Hollywood mag Waltz, der sich sympathischerweise an den Erfolg noch immer nicht so richtig gewöhnt zu haben scheint. „Lasst mich erst mal Luft schnappen!“, seien seine ersten Worte Mittwochnacht gewesen. Wie schön. Wir freuen uns für Österreich. Ganz ehrlich. ANNA KLÖPPER