Portrait
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Soll resozialisiert werden: der Schimpanse Robby Foto: Circus Belly

Der pensionierte Akrobat

Auch ein Akrobat muss irgendwann in Rente gehen: Seit 38 Jahren bringt der Schimpanse Robby die Besucher im Zirkus zum Lachen. Am Anfang schlug er noch Saltos und lief auf einem Ball, mittlerweile hält er nur noch den Ring für dressierte Hunde. Doch mit seinen mittlerweile stolzen 41 Jahren schafft Robby nicht mehr so viel. Und so steht dem Schimpansen und letzten Menschenaffen in einem europäischen Zirkus jetzt eine Resozialisierung bevor.

Robby, das Flaschenkind, das von seiner Mutter nicht angenommen worden war, wurde von Menschen aufgezogen. Klaus Köhler, der Direktor des Circus Belly, übernahm den Jungen mit drei Jahren von einem kleineren Zirkus. Er brachte ihm das Jonglieren oder das Gehen auf Stelzen bei: „Robby hat alles gemacht, was man sich vorstellen kann“, sagt Köhler. Im Circus Belly gehe es Robby gut, betont er, hier sei er fest eingebunden.

Die Tierschützer von Peta sehen das ganz anders: Robby müsse endlich raus aus dem Zirkus, um ein „richtiges Leben als Schimpanse“ zu beginnen, sagt Wildtierreferent Peter Höffken. Die Bedingungen unter denen er gehalten werde, seien für Schimpansen unwürdig. Auch die Zirkusrichtlinie der Bundesregierung fordert, die Haltung von Primaten nicht mehr zu genehmigen. Dieser Auffassung ist der zuständige Veterinär jetzt teilweise gefolgt und hat die Ausnahmegenehmigung für Robbys Unterbringung im Zirkus nicht mehr verlängert.

Somit muss der Schimpanse bis Ende des Jahres zur Resozialisierung in eine Auffangstation umziehen. Köhler ist besorgt: „Das ist doch sein Todesurteil!“ Der Affe sei gar keine anderen Affen gewöhnt und in der Station ebenfalls eingesperrt. „Meine Kinder sind mit ihm aufgewachsen“, sagt der Zirkusdirektor. Auch, wenn er das heute anders machen würde, gehöre Robby zur Familie.

Köhler will nicht locker lassen: Er hat vor dem Landgericht Lüneburg geklagt, um Rob­­by im Zirkus zu behalten. Dort wird er mittlerweile an einer Leine durch die Manege geführt. „Aus Sicherheitsgründen“, erklärt Zirkusdirektor Köhler. In der Show fängt er mal einen Ball oder hält einen Ring für Hundekunststücke. Das sei ganz normal, so Köhler: „Er ist eben ein alter Mann.“ AWE