Porträt
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Hat zu seiner Form gefunden: Bazoumana Koné  Foto: dpa

Eine sportliche Wiedergeburt

Die letzte Saison war für Bazoumana Koné, den alle nur „Bazou“ rufen, eine zum Vergessen. Vom Erstligaklub Eisbären Bremerhaven war der 21-Jährige in seine Heimatstadt zurückgekehrt, um als Lokalmatador und Leistungsträger mit den neu gegründeten Hamburg Towers die zweite Liga aufzumischen. Doch dann kam alles anders: Koné verletzte sich am Knie, absolvierte nur 18 Partien und traf nicht mal ein Drittel seiner Wurfversuche.

Selbst die wohlwollenden Hamburger Zuschauer stöhnten, wenn er sich mal wieder den Ball stibitzen und daraufhin die Schultern hängen ließ. Und die Presse berichtete nur noch über die Nachwuchshoffnung, wenn sein bester Kumpel – Dennis Schröder aus Braunschweig, der in der amerikanischen Liga NBA für die Atlanta Hawks Körbe wirft – zu Besuch war. Konés Karriere stand am Scheideweg.

Doch gleich beim Auftaktsieg in dieser Saison gegen die Baskets aus Essen feierte Koné eine kleine sportliche Wiedergeburt. Wie immer stand der Youngster in der Startformation, doch diesmal – das erste Mal – zeigte er all das, was Talentscouts einst in Staunen versetzte: Zug zum Korb, beinharte Verteidigung, Athletik, Übersicht und Selbstbewusstsein. Am Ende sammelte der spindeldürre 1,90-Meter-Schlacks 27 Punkte. Die Genugtuung sah man ihm auf dem Spielfeld an, bei der anschließenden Jubelorgie der lokalen Presse blieb er jedoch bescheiden. „Wir sind in diesem Jahr breiter aufgestellt. Dadurch, dass wir zwei gute Center haben, ist das Spiel für mich als Aufbauspieler einfacher.“

Nach den ersten vier Spieltagen ist der Sohn einer alleinerziehenden Franko-Ivorerin der beste Deutsche in der Zweiten Bundesliga Pro A – auch wenn die Towers ihr gestriges Spiel gegen die Bayer Giants Leverkusen verloren haben (75:68). Um diesen Status quo zu erreichen, hat Koné, dessen großes Vorbild Michael Jordan ist, im Sommer hart trainiert. „Ich muss das Spiel besser lesen, Ballverluste minimieren und weiter an meinem Sprungwurf arbeiten“, sagt er.

Natürlich hat Koné auch mit seinem gleichaltrigen Kumpel Schröder, von dessen Disziplin und Antrieb er sich noch etwas abschauen konnte, trainiert. Übrigens auch ganz entspannt auf einem Freiplatz im Lohmühlenpark im Hamburger Stadtviertel St. Georg.

Wie Schröder will Koné irgendwann in der NBA spielen. „Auf jeden Fall“, sagt er. Was sich im letzten Jahr noch wie ein Wunschtraum anfühlte, ist heute zumindest wieder etwas greifbarer geworden. Zweite Liga, erste Liga, Nationalmannschaft, europäischer Top-Klub, NBA, warum nicht? Das Potential ist da. Und der Sport hat schon andere Geschichten geschrieben. Mike Liem