Karlsruher SC in der 2. Liga: Eine wahre Seuchensaison

Viele Verletzte und die Suche nach der Form: Nach dem verpatzten Aufstieg kommt der Karlsruher SC in der 2. Fußball-Bundesliga nicht in Tritt.

Spieler hält sich die Hände vors Gesicht

Eine typische Geste dieser Tage beim KSC Foto: dpa

KARLSRUHE taz | Am liebsten würde Jens Todt das Wort gar nicht mehr in den Mund nehmen. Der Sportdirektor des Karlsruher SC ist es leid, immer wieder über die Relegation sprechen zu müssen und über das, was seinem Verein in dieser widerfahren ist. Damals, am 1. Juni, im zweiten Aufstiegsspiel gegen Hamburger SV, stand der KSC mit einem Bein – ach was, mit anderthalb – bereits in der Bundesliga.

Die erste Begegnung in Hamburg war mit 1:1 zu Ende gegangen, in der zweiten führten die Badener kurz vor Schluss mit 1:0. Der KSC war quasi auf-, der HSV abgestiegen, aber dann pfiff Manuel Gräfe jenen Freistoß in der ersten Minute der Nachspielzeit, der alles nochmal auf den Kopf stellen sollte. Der HSV verwandelte den Freistoß zum 1:1, in der Verlängerung gelang ihm auch noch ein zweiter Treffer. Die Hamburger blieben oben, der KSC unten.

Jens Todt würde, wie erwähnt, am liebsten nicht mehr darüber reden. „Die Relegation soll keine Ausrede sein, kein Alibi“, sagt er fast trotzig – und meint damit, keine Ausrede für alles, was danach kam, nach Gräfes Pfiff. Rein faktisch sind das drei Niederlagen in den ersten fünf Zweitligaspielen der neuen Saison, zuletzt ein blamables 0:6 gegen Eintracht Braunschweig. Hinzu kommt das kaum weniger peinliche Pokalaus beim Oberligisten SSV Reutlingen.

Fast mutet es so an, als habe Schiedsrichter Gräfe im Juni nicht nur alle Aufstiegsträume des KSC ab-, sondern eine wahre Seuchenserie angepfiffen. KSC-Sportdirektor will das nicht so formulieren, räumt aber ein: „Seitdem ist viel gegen uns gelaufen. Es sind viele Dinge zusammengekommen“, stellt auch er fest. Bittet man ihn, diese Dinge aufzuzählen, fängt er dann doch mit der Relegation an, als Tatsache, nicht als Ausrede. „Hamburg war lange Thema“, sagt Todt – und doch nur der Anfang der Misere. Hinzu kam eine verkürzte Saisonvorbereitung, ungewöhnlich viele verletzte Spieler, Formschwankungen und schwer ersetzbare Abgänge.

Keine teuren Neuzugänge

In Reinhold Yabo (RB Salzburg), Philip Max (FC Augsburg) und nicht zuletzt Zweitliga-Torschützenkönig Rouwen Hennings (FC Burnley/2. englische Liga) verließen gleich drei Leistungsträger den Verein. Zwar strich der KSC für Max und Hennings rund 6 Millionen Euro ein, diese aber wurden in erster Linie für den Schuldenabbau des finanziell seit Langem klammen Klubs verwandt.

Sportdirektor Jens Todt

„Wenn wir am Ende Zehnter werden, dann muss man das auch mal aushalten“

Teure Neuzugänge leistete man sich jedenfalls nicht. Stattdessen kamen Erwin Hoffer von Fortuna Düsseldorf) sowie die Regionalligaspieler Grischa Prömel (TSG Hoffenheim II), Pascal Köpke (SpVgg Unterhaching), Bjarne Thoelke (VfL Wolfsburg II) sowie zuletzt Mohamed Gouaida (HSV II). „Wir sind ein Aus- und Weiterbildungsverein“, erklärt Todt.

In den letzten drei Spielzeiten sind sie ja auch blendend damit gefahren, sich Leistungsträger nicht teuer zu erkaufen, sondern sie selber zu entwickeln. Der Grieche Dimitris Diamantakos, 22, als Ersatz für Rouwen Hennings von Olympiakos Piräus nachträglich ausgeliehen, passt ins Schema „jung und talentiert“. Allerdings passt auch, dass er sich gleich nach seiner Ankunft einer Mandeloperation unterziehen musste und zwei Wochen ausfiel.

„Alle einzelnen Faktoren sind für sich genommen erklärbar, treffen uns aber gerade in ihrer Gesamtheit knüppelhart“, sagt Todt, verbunden mit dem Hinweis: „Wenn sich solche Kleinigkeiten summieren, fehlen eben ein paar Prozentpunkte – und dann reicht es nicht, gegen die Topteams zu bestehen.“

Vom eingeschlagenen Weg abbringen lassen sich Todt und Trainer Markus Kauczinski deshalb freilich nicht. „Wir stellen jetzt nicht alles infrage. Wenn Dinge nicht funktionieren, geht man einen Schritt zurück und kehrt zu den Basics zurück“, sagt der Sportdirektor und stellt fest: „Wenn wir am Ende Zehnter werden, dann muss man das auch mal aushalten. Letztendlich entspricht das unserem Etat.“

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