Portrait
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Nervt die Meyer-Werft: Ibrahim Ergin Foto: dpa

Betriebsrat im Visier des Chefs

Ibrahim Ergin, Betriebsratsvorsitzender der Papenburger Meyer-Werft, hat einen mächtigen Feind: seinen eigenen Chef. Denn Bernhard Meyer, Alleininhaber des 1795 gegründeten Unternehmens, das für seine riesigen Kreuzfahrtschiffe bekannt ist, will Ergin um jeden Preis loswerden. Meyer droht dem vierfachen Familienvater mit fristloser Kündigung und will die notfalls vor dem Arbeitsgericht durchsetzen – dem einstimmigen Veto der Arbeitnehmervertretung zum Trotz.

Grund dafür dürfte das Engagement des 41-Jahrigen sein, der seit 1994 auf der Werft arbeitet. „Ich kämpfe gerne für die Schwächeren“, erklärte der Gewerkschafter nach seiner Wahl zum Betriebsratschef Anfang März. Schon während seiner Ausbildung zum Anlagenmechaniker ließ er sich in die Jugendvertretung wählen. Nach seinem Wehrdienst kandidierte Ergin, der mit fünf Jahren nach Deutschland kam, 2002 für den Betriebsrat – seit 2010 war er freigestellt.

Hart waren für den Metaller besonders die vergangenen Monate: Ende Juni kündigte Meyer an, den Sitz seiner Firmen-Holding gegen den Widerstand der Arbeitnehmer nach Luxemburg zu verlegen. Dadurch könne die Schaffung eines Aufsichtsrats vermieden werden, erklärte die Geschäftsführung ganz offen.

Verhindert wird damit nicht nur die Kontrolle durch Arbeitnehmervertreter wie Ergin – trotz treuherziger Dementis der Firma halten Gewerkschafter den Wechsel nach Luxemburg für ein Steuersparmodell. Inhaber Meyer allerdings scheint dem Betriebsratschef den Widerstand gegen den Abgang an die Saar persönlich übel zu nehmen. Um ihn loszuwerden, nutzt Meyer offenbar den Anwalt Helmut Naujoks, der ausschließlich Arbeitgeber vertritt und dem Gewerkschafter „Psychoterror“ nachsagen. Ergin jedenfalls wird plötzlich vorgeworfen, 2011 Mitarbeiter zum Eintritt in die IG Metall genötigt zu haben.

Nicht nur der Betriebsrat und ein Großteil der Meyer-Belegschaft empfinden das als vorgeschoben. Auch SPD-Politiker wie Landtagsfraktionschefin Hanne Modder halten die Anschuldigungen für „an den Haaren herbeigezogen“. Ergin habe ihre „uneingeschränkte Solidarität“. Er wird sie brauchen können. ANDREAS WYPUTTA