Kuala Lumpur sieht jetzt Rot statt Gelb

Malaysia Nach dem Massenprotest der Opposition gegen Najib Razak demonstrieren seine Anhänger

Der Protest droht die ethnischen Spannungen weiter zu verstärken

AUS BANGKOK Nicola Glass

Zehntausende rot gekleidete Demonstranten riefen „Lasst uns unsere Regierung verteidigen!” und „Lang leben die Ma­lai­en!”. Vor allem letzterer Slogan machte deutlich, worauf es den Organisatoren, darunter Nichtregierungsorganisationen und führende Köpfe der seit der Unabhängigkeit vor 58 Jahren regierenden United Malays National Organisation (Umno) tatsächlich ankam: zum wiederholten Male die Dominanz der Bevölkerungsmehrheit der ethnischen Malaien herauszukehren – zum Unmut der chinesischen und indischen Minderheit. Insbesondere die von ethnischen Chinesen dominierte Oppositionspartei DAP war Ziel der verbalen Attacken.

Kritiker fürchteten vorab, dass die Proteste die gärenden ethnischen Spannungen erneut entzünden könnten. Selbst innerhalb der Umno wurde kritisiert, die Proteste könnten als Provokation ausgelegt werden. Diese könnte der angeschlagenen Regierung, der vorgeworfen wird, die letzten Wahlen nur durch Manipulation gewonnen zu haben, noch mehr schaden.

Deshalb waren mehrere von Chinesen bewohnte Stadtteile zu No-go-Bereichen für die Demonstranten erklärt worden. Tumulte gab es dennoch: Während Tausende anderswo friedlich demonstrierten, versuchten mehrere Hundert Demonstranten, Polizeibarrikaden in „Chinatown“ zu durchbrechen. Daraufhin setzten die Beamten Wasserwerfer ein.

Die Proteste der „Roten“ waren die Gegendemonstration zu den Kundgebungen der oppositionellen „Bersih“-Bewegung Ende August. Damals hatten bis zu 200.000 gelb gekleidete Teilnehmer den Rücktritt von Regierungschef Najib Razak sowie freie und faire Wahlen gefordert. „Bersih“ (Sauber) trieb vor allem Angehörige der chinesischen und indischen Minderheit auf die Straße und bezichtigt den seit 2009 amtierenden Najib der Korruption. So konnte dieser nicht überzeugend erklären, wie umgerechnet 630 Mil­lionen Euro auf seine Privatkonten kamen. Vorgeworfen wird ihm, die Gelder über einen hoch verschuldeten Staatsfonds veruntreut zu haben.

Najib, der darauf parteiinterne Kritiker und den ermittelnden Generalstaatsanwalt feuerte, hatte behauptet, es handele sich um Spenden aus dem Nahen Osten. Oppositionspolitiker reichten Klage gegen Najib ein mit dem Hinweis, den Großteil der Summe habe er zwei Monate vor den Wahlen 2013 erhalten.