Warmlaufen für Weihnachten

Konsum Ab Dienstag liegt in den Supermärkten wieder das Weihnachtsgebäck – Preise steigen wegen schlechter Nussernten

Karl-Heinz Gnatzig schüttelt verschmitzt den Kopf. „Nein, von unseren Süßwaren bekomme ich nie genug“, sagt er mit vollem Mund. Ob Gnatzig das wirklich ernst meint? Seit 15 Jahren ist der 58-Jährige Leiter des Bahlsen-Werks in Tempelhof. Jeden Tag ist er von Fließbändern mit Gebäck umgeben.

250 Mitarbeiter backen hier hauptsächlich Kekse. Doch wer dieser Tage die Fabrikhallen betritt, dem steigt der Geruch von Zimt und Anis in die Nase: Es riecht nach Lebkuchen. Seit drei Monaten läuft die Produktion der Weihnachtsartikel. Ab Dienstag werden sie in den Supermarkt-Regalen liegen. Auch wenn manche dann wieder nörgeln werden, weil für sie Lebkuchen einfach nicht zu sommerlichen 30 Grad passen. Gekauft wird die Ware trotzdem – im Schnitt isst jeder Deutsche fast ein Kilogramm Weihnachtsgebäck pro Jahr.

Und viele greifen eben nicht erst in der Adventszeit zu: „Die Konsumenten kaufen im November am meisten“, sagt Christian Bahlmann, Pressesprecher von Bahlsen.

Dieses Jahr wird man wohl mehr als sonst bezahlen müssen. Besonders Lebkuchen, die einen hohen Anteil Nüsse enthalten, werden teurer. Schuld sind die schlechten Nussernten in der Türkei und Kalifornien. Sie treiben den Nusspreis am Weltmarkt in die Höhe. „Wir rechnen damit, dass es Preissteigerung geben kann“, so Bahlsen-Manager Michael Hähnel.

Den Umsatz des Mittelständlers mit Stammsitz in Hannover werde das aber kaum schmälern. Im Gegenteil: Bahlsen plant 2015, seinen Umsatz von 515 Millionen Euro aus dem Vorjahr zu übertreffen. Das Geld soll investiert werden. Auch in Berlin: Bis Ende des Jahres werden neue Stellen geschaffen. „Wie viele und wann genau wir neue Mitarbeiter einstellen werden, steht aber noch nicht fest“, sagt Pressesprecher Bahlmann.

Nur knapp 10 Prozent des Umsatzes kommen aus dem Weihnachtsgeschäft. Trotzdem sei das Geschäft mit Lebkuchen und Co sehr wichtig. Der angebliche Grund: „Die Produkte sind emotional und binden die Kunden an unsere Marke“, erklärt Manager Hähnel in feinster betriebswirtschaftlicher Manier.

Doch BWL muss man nicht studiert haben, um zu verstehen, weshalb die Lebkuchenmacher ihre Ware schon jetzt verkaufen: je früher in den Regalen, desto mehr Geld.

Auch wenn der Anblick von Schoko-Lebkuchen, die bei 30 Grad schmelzen, weiter absurd anmutet. Julian Rodemann