Boeing stoppt Auslieferung des „Dreamliners“

LUFTFAHRT Die Produktion des Langstreckenflugzeugs geht weiter. Lithium-Ionen-Batterien brandanfällig

SEATTLE rtr | Nach der Pannenserie beim „Dreamliner“ hat der US-Flugzeugkonzern Boeing die Reißleine gezogen und die Auslieferung der Maschinen gestoppt. Die Produktion des Langstreckenflugzeugs werde aber fortgesetzt, sagte Unternehmenssprecher Marc Birtel am Wochenende. Weltweit hatten Behörden die 50 bereits ausgelieferten 787-Jets wegen Batterieproblemen aus dem Verkehr gezogen. Boeing will erst wieder „Dreamliner“ ausliefern, wenn die US-Luftfahrtbehörde die Sicherheit der eingesetzten und in die Kritik geratenen Lithium-Ionen-Batterien bescheinigt.

Der Brand einer Batterie hatte am Mittwoch eine 787-Maschine der japanischen Fluggesellschaft All Nippon Airways zu einer Notlandung gezwungen. Fachleute von US-Behörden und Boeing-Mitarbeiter unterstützten die japanischen Experten bei den Untersuchungen. Eine zu hohe Spannung könnte die Batterie überhitzt und zum Austritt von Flüssigkeit geführt haben, sagte ein japanischer Sicherheitsexperte am Flughafen in Takamatsu, wo die Maschine notgelandet war. Bilder der Batterie zeigten eine ausgebrannte blaue Metallbox.

Die verkohlte Batterie soll nun für weitere Untersuchungen nach Tokio geschickt werden, teilte die japanische Behörde für Verkehrssicherheit mit. Innerhalb der nächsten Woche solle ein Bericht über die Ergebnisse veröffentlicht werden. Die Untersuchungen der US-Behörden könnte allerdings mehr Zeit in Anspruch nehmen.

787-Maschinen würden nicht fliegen, bevor die Aufseher nicht „zu tausend Prozent“ von der Sicherheit der hochmodernen Karbonflieger überzeugt seien, betonte US-Verkehrsminister Ray LaHood. LaHood wollte sich vor dem Wochenende aber nicht auf einen Zeitplan festlegen.

Bei seinem Prestigeflugzeug hatte der Airbus-Rivale in den vergangenen Tagen neben dem Batteriebrand auch mit zwei Treibstofflecks, einem Kabelproblem, Bremsstörungen und einem zersprungenen Cockpit-Fenster für Negativschlagzeilen gesorgt. Die gravierendsten Sicherheitsbedenken richten sich mittlerweile aber auf den Einsatz der modernen Lithium-Ionen-Batterien, die leichter und leistungsstärker als herkömmliche Modelle sind, sich aber auch schneller entzünden können.

Japan ist bisher der größte Markt für den „Dreamliner“ – die beiden dort führenden Fluggesellschaften haben etwa die Hälfte der Langstreckenflugzeuge aus dem Hause Boeing im Dienst. Sie mussten bereits einige Flüge absagen, weil ihnen Ersatzflugzeuge fehlen.