Eine Mannschaft findet zu sich selbst

Nach dem 3:0 gegen Essen erweckt der FC St. Pauli den Eindruck, dank eines ausgeglichenen Kaders und der notwendigen Leidenschaft doch noch um den Aufstieg mitspielen zu können

Es gäbe derzeit genügend Ausreden für ein schlechtes Gelingen beim FC St. Pauli. Akteure wie Spielmacher Meggle, Eger, Tornieporth, Adrion, Nascimento sowie Wojcik sind nicht einsatzfähig oder noch nicht wieder fit. Alles Kicker, die entweder fest in die erste Elf eingeplant gewesen sind, oder zumindest zum erweiterten Stamm gehören.

Die Vergangenheitsform „gehörte“ würde einigen sicher nicht gerecht werden, dennoch werden es nach den jüngsten vier Siegen in Folge alle genannten schwer haben, zurück in ein Team zu finden, von dem vor der Saison niemand gedacht hätte, das es so auflaufen würde. „Durch ein erhöhtes Trainingspensum haben die Spieler über die Leidenschaft gemeinsam zum Fußballspiel gefunden“, sagt Trainer Andreas Bergmann.

„Wir haben gelernt mit dem Ball ruhig zu bleiben. Wir können Fußball spielen und die Fans wollen, dass wir Fußball spielen“, erklärt St. Paulis-Außenverteidiger Ian Joy nach dem 3:0 gegen Essen (Tore: Dinzey (46.), Boll (57.) und Luz (89.)) die aufflackernde Hoffnung einiger Fans, mal wieder des Fußballs wegen ans Millerntor zu kommen. Dass nun Spieler wie der herausragende Timo Schultz, der leidenschaftliche Hauke Brückner und der torwütige Michel Dinzey sich in die Bresche, aus ihr raus und in den Vordergrund spielen, liegt laut Bergmann an der Tatsache, dass „gerade alle trainieren, als ob sie Stammspieler wären“. Das Bergmann lange mit Dinzey im Clinch lag, sieht man nur noch an den frustrierten Gesten Dinzeys beim Torjubel. „Das Einzelgespräch mit ihm war sehr fruchtbar“, sagt Bergmann, „er hat bemerkt, dass Training so wichtig wie der Wettkampf ist. Er investiert jetzt mehr und bekommt was zurück.“

Neben dem Teamgeist scheint das Bergmanns Erfolgsformel zu sein. Vor dem Spiel gegen Essen bekam er mit, dass diese nur einmal am Tag trainiert haben. Er ließ zweimal trainieren und sagte den Spielern: „Wir haben mehr drauf als die.“ Er sollte Recht behalten. Ob das auch für die Aussage „Jetzt sind wir konkurrenzfähig, um um den Titel mitzuspielen“ gilt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Noch beträgt der Abstand vier Punkte auf einen Aufstiegsplatz. FOG