heute in Bremen
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„Kein prinzipielles No-Go!“

STADTPLANUNG Im Kübel-Konflikt gibt es zum Grünpollertag ein Zugeständnis für die Findorffer

Ralph Saxe

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56, ist Vorsitzender der Bremer Grünen und verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion.

Herr Saxe, die Stadt will die Findorffer Grünpoller zwangsräumen. Mögen die Grünen keine beblümten Poller?

Ralph Saxe:Das Straßen- und Verkehrsamt hat die Räumung eingeleitet. Der Senator wusste da noch nichts von. Er kann ja auch nicht über jeden Poller Bescheid wissen, dann wäre er 24 Stunden im Dienst. Ich habe seinen Büroleiter aber darauf hingewiesen – jetzt wird die Räumung vorerst ausgesetzt. Ich denke, dass viele Grüne sich für die Poller aussprechen.

Wo stehen die Grünpoller denn herum?

Man findet sie auf den Bürgersteigen in der Münchner Straße. Dort wurden Blumenkübel um die Pfähle gestellt und bepflanzt.

Warum sollen sie überhaupt zwangsgeräumt werden?

Grob gesagt, ist es so: Was nicht erlaubt ist, gilt als verboten. Allerdings sind die Bedenken der Verkehrssicherungspflicht nachvollziehbar. Für Menschen mit Sehbehinderungen könnten die Poller Hindernisse darstellen. Die Behörde befürchtet, dass Menschen Grünpoller aufstellen, von dort wegziehen und sich dann keiner mehr kümmert. Es gibt auch ein haftungsrechtliches Problem: Der Unternehmer, der zu r Zeit für die Straßenbauarbeiten zuständig ist, trägt die Verantwortung, falls etwas passiert. Das Straßen- und Verkehrsamt verhält sich so, wie es muss.

Stören die Poller Sie als überzeugten Fahrradfahrer?

Für Fahrradfahrer sind die eher weniger ein Problem. Wenn die Poller aber auf den Radweg ragen, kann man sie nicht genehmigen. Ich kann die Sicherheitsbedenken insgesamt nachvollziehen, das muss man überprüfen. Man muss auch verlässliche Patenschaften für die Grünpoller sicherstellen, damit kein Wildwuchs entsteht.

Sie klingen zwiegespalten ...

Das bin ich auch. Wenn die Unklarheiten bereinigt sind, bin ich aber für diese Verschönerung, auch als Modellprojekt für die ganze Stadt. Allgemein steht so viel im öffentlichen Raum herum – Autos, Tische, Schilder – da sollten die Blumenkübel kein Problem sein. Die sind für mich Urban Gardening. Und ich habe mich ja selbst für eine klimagerechte Anpassung der Münchner Straße eingesetzt. Für die Stadt können die Grünpoller noch andere Vorteile haben.

Zum Beispiel?

Im öffentlichen Raum werden jetzt schon Kübel genutzt, um Autofahrer davon abzuhalten, Flächen zuzuparken. Die Grünpoller sind also kein prinzipielles No-Go!

INTERVIEW: VINCENT BUSS

15 Uhr, Münchner Straße / Ecke Augsburger Straße