heute in Bremen
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„Flucht aus dem Alltag“

SHOW Im Lidice-Haus startet das internationale Jugend-Zirkus-Festival „Bridges for youth“

Anna Müller

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29, ist Bildungsreferentin beim Service-Bureau Jugendinformation und Koordinatorin des Festivals „Bridges for youth“.

taz: Heute beginnt das Jugend-Zirkus-Festival „Bridges for youth“. Muss man sich das so ähnlich vorstellen wie „La Strada“, Frau Müller?

Anna Müller:Es ist schon etwas anderes. Bei uns kommen über 80 Jugendliche aus sechs Ländern zusammen, die hier bis zum 7. August zusammen im Lidice-Haus wohnen, dort den Alltag teilen und zusammen an Workshops teilnehmen. In dieser Zeit wird es insgesamt sechs Zirkus-Vorstellungen geben, die alle in der Bremer Shakespeare Company stattfinden. In den ersten vier Shows präsentieren die Jugendlichen in unterschiedlichen Gruppenkonstellationen mitgebrachte Zirkusstücke. Die letzten beiden Shows werden dann aber ganz neu sein – dort ist dann zu sehen, was während des Festivals erarbeitet wurde: Jonglage, Artistik, Stelzenlauf, Chinese Pole und so weiter.

Wie alt sind die Jugendlichen?

Zwischen 13 und 23. Einige der Gruppen waren schon des öfteren bei dem Festival dabei, das mittlerweile seit 19 Jahren stattfindet, andere sind noch neu dazu gekommen. Einige der Jugendlichen kommen aus einem sozial benachteiligten Umfeld; ihnen soll durch das Zirkus-Training gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht werden – so verstehen viele der Gruppen ihre Arbeit auch als „social circus“.

Was verbirgt sich hinter dem Motto: „Zwischen Asphalt und Sternenhimmel“?

Das haben sich die Jugendlichen vorab selbst gewählt – es soll auf ihren Lebensalltag Bezug nehmen. Der Asphalt steht dabei für die Realität und damit auch für Ängste, Jugendarbeitslosigkeit und die soziale Situation, aus der sie kommen. Der Sternenhimmel steht für ihre Wünsche, die Flucht aus dem Alltag und die große Leidenschaft: den Zirkus.

Geht das Festival jetzt im Regen unter?

Nein. Ganz im Gegenteil: Das Wetter ist gut fürs Teambuilding, weil die Jugendlichen das Lidice-Haus dann nur ungern verlassen wollen. Sie sind hier gut untergebracht und müssen auch nicht zelten.

Am Samstag gibt es noch eine Parade in der Innenstadt. Was passiert da?

Die Jugendlichen sind kostümiert und machen eine Zirkusshow mit Musik, die um 15 Uhr am Café Sand beginnt, ab 16 Uhr am Marktplatz fortgesetzt wird und dann durch die Obernstraße und über den Domshof zurück zum Marktplatz führt.

Interview:Jan Zier

Alle Infos unter www.bridgesforyouth.de