Bioäpfel aus dem Ausland

DEFIZIT Weil die deutschen Bauern zu wenig Bio produzieren, springen Länder wie Argentinien ein. Doch Importe sind anfälliger für Ökobetrug

Die größten Skandale der vergangenen Jahre hatten ihren Ursprung allesamt nicht in Deutschland

BERLIN taz | Biolebensmittel kommen zum Teil häufiger aus dem Ausland als konventionelle Produkte: 49 Prozent der in Deutschland verbrauchten Öko-Äpfel und 45 Prozent der Möhren beispielsweise werden importiert, wie das Marktforschungsunternehmen Ami für das Wirtschaftsjahr 2013/2014 errechnet hat. Von der herkömmlichen Variante dieser Obstarten dagegen wurden nur 36 beziehungsweise 19 Prozent eingeführt.

Das Problem: Bioäpfel aus Argentinien etwa werden oft über zahlreiche Händler weitergereicht, bevor sie beim Verbraucher in Deutschland landen. Das eröffnet Möglichkeiten für Betrüger, die billiges konventionelles Obst als teure Bioware verkaufen.

Oft sind die Kontrollen, zum Beispiel in Rumänien oder der Ukraine, auch weniger zuverlässig. Bei mehreren Produkten ist Italien Deutschlands wichtigster Lieferant. Doch ausgerechnet dort haben sich manche Kontrolleure sogar selbst an Betrügereien beteiligt. Die größten Skandale der vergangenen Jahre hatten allesamt ihren Ursprung im Ausland.

Außerdem bedeuten hohe Importe, dass Deutschland nicht so stark von den Umweltvorteilen des Biolandbaus profitiert, wie es könnte. Ökobauern verzichten zum Beispiel auf Artenkiller wie chemisch-synthetische Pestizide – davon haben heimische Feldvögel aber nichts, wenn hier weiter konventionell gearbeitet wird, aber etwa in Rumänien biologisch. Jost Maurin