Wie Mönche knallhart Politik machen

Buddhismus Die nationalistische und antimuslimische Ma-Ba-Tha-Vereinigung der Mönche will mit fragwürdigen Methoden verhindern, dass die Bevölkerung die „falschen“ Kandidaten wählt

Mönchsprotest gegen internationale Kritik am Umgang mit der Minderheit der Rohingya Foto: dpa

Von Aung San

Nach der Verfassung von 2008 sind die etwa 500.000 buddhistischen Mönche des Landes von den Wahlen ausgeschlossen. Sie dürfen sich auch nicht parteipolitisch organisieren. Umso wichtiger ist es, den Blick auf die Aktivitäten der Mönche zu richten – und auf mögliche Folgen.

Erst vor wenigen Wochen hat die „Organisation für den Schutz nationaler Rasse und Religion“ ihre zweite Konferenz in diesem Jahr beendet. Diese buddhistische Gruppierung ist auch im Ausland mit ihren antimuslimischen Aktivitäten aufgefallen. In ihrer Heimat ist sie besser unter dem Namen Ma Ba Tha bekannt. Sie ist eine von zwei wichtigen buddhistischen Vereinigungen in Birma. In ihr haben sich nationalistische Mönche zusammengefunden. Ihr Einfluss im birmesischen Alltag wächst.

Zum Ende des dreitägigen Treffens im Koster Aung San Tat Oo, das im Bezirk Insein im Norden Yangons liegt, veröffentlichte die Gruppe eine Erklärung zu den bevorstehenden Wahlen.

Einer der führenden Mitglieder der Ma Ba Tha, der Mönch U Daeweinda Bhivamsa, erklärte nach der Konferenz: „Da das politische Ziel von Ma Ba Tha der Schutz der Nation ist, wenden wir uns gegen Entwicklungen, die unser Land bedrohen.“

Um das Ziel zu erreichen, plane Ma Ba Tha aber nicht, sich selbst zur Wahl zu stellen und bestimmte wirtschaftliche und soziale Programme zu präsentieren. Politische Kommentare der Mitglieder würden stets als private Meinungen geäußert. „Es ist die Politik der Ma Ba Tha, keine politischen Stellungsnahmen abzugeben.“

Der Mönch fügte hinzu, dass Ma Ba Tha für 2015 friedliche und erfolgreiche Wahlen wünsche – zugleich aber nicht sehen wolle, dass die Bevölkerung den falschen Kandidaten zum Präsidenten wähle. Daher werde die Gruppierung „objektive Empfehlungen zu den grundlegenden politischen Zielen aller Parteien“ abgeben.

Ähnlich äußerte sich der bekannte Mönch U Wirathu vom Kloster Masoeyein in der Stadt Mandalay, der auch ein Führungsmitglied von Ma Ba Tha ist, in einem Interview mit der britischen BBC: „Wir fordern die Wahlkommission der Union Myanmars auf, freie und faire Wahlen sicherzustellen, wie es das Ausland wünscht. Ma Ba Tha wird keine Wahlempfehlungen für bestimmte Parteien oder Kandidaten geben. Wenn wir politische Parteien kritisieren, dann werden wir ihre Politik und Qualität objektiv beurteilen. Wir werden den Menschen erklären, dass sie die glaubwürdigsten und verlässlichsten Kandidaten für ihre Region, Rasse und Religion wählen sollen – und sich in ihren Wahl­ent­scheidungen nicht nach bestimmten Leuten oder politischen Parteien richten.“

Als Beispiel für das geplante Vorgehen der Ma Ba Tha nannte der Mönch: Wenn in einem Wahlkreis fünf Kandidaten ins Rennen gehen, „werden wir sie zunächst befragen und die mit ihnen zusammenhängenden Fakten aufzeichnen. Dann werden wir Informationsschriften über sie drucken und diese in der Öffentlichkeit verteilen.“

Mönche machen Druck

Den Plan zur Überprüfung der Kandidaten hatten die führenden Mönche schon vor einiger Zeit bekannt gemacht. Man werde Tonaufnahmen und Videos von den Kandidaten herstellen und von Tür zu Tür gehen, um die Ma-Ba-Tha-Schriften unter die Leute zu bringen. „Dann können die Menschen wählen, wie sie wollen“, erklärten die Mönche. Auf der jüngsten Konferenz ist dies nun zur offiziellen Politik der Organisation erklärt worden.

Das bedeutet: Obwohl Ma Ba Tha nicht direkt für eine politische Partei Wahlkampf macht, übernehmen die Mönche Aufgaben, für die gewöhnlich Nichtregierungsorganisationen oder die Medien zuständig sind. Das heißt: Informationen sammeln, Kandidaten befragen und sie filmen, die so gewonnenen Informationen zusammenfügen und verbreiten, Videodokumente anlegen und sie auf DVDs oder Webseiten verbreiten.

Bei den Wahlen von 2010 waren etwa 3.000 Kandidaten angetreten. Im November 2015 werden es mindestens 5.000 Bewerber sein. Daher fragt sich, wie viele Mönche aufgeboten werden, um Informationen über so viele Personen zu sammeln und zu verbreiten.

Besonders interessant: Wo kommt das Geld her, um all das zu finanzieren? Wenn Ma Ba Tha dafür etwa Spenden der buddhistischen Gläubigen verwendet, muss geprüft werden, ob es angemessen ist, so viel Geld aufzuwenden. Und wer kontrolliert, ob diese Mittel ordentlich verwendet werden?

Dabei wäre es wichtig zu wissen, ob die nationale Wahlkommission diese Aktivitäten von Ma Ba Tha überhaupt für rechtmäßig erklärt. Die Weisung der Ma-Ba-Tha-Führung an die Mönche ist nicht geeignet, reibungslose und ordentliche Wahlen durchzuführen, sondern könnte vielmehr neue Probleme schaffen. Das Thema ist heikel. Außer der oppositionellen Nationalen Liga für Demokratie (NLD) hat sich bislang keine einzige politische Partei kritisch über die Aktivitäten der Ma-Ba-Tha-Mönche geäußert.

Der NLD-Sprecher Nyan Win erklärte: „Offen gesagt, nach dem Gesetz haben Mönche nicht das Recht, sich politisch zu engagieren.“ Man werde zu gegebenem Zeitpunkt über das Thema mit der Wahlkommission verhandeln.