Thailand kuscht vor Konsequenzen für Export

Fischerei EU nutzt ihre Marktmacht gegen illegalen Fang aus und droht dem Staat mit Einfuhrstopp

Es geht um Fisch­exporte im Wert von 3,4 Milliarden Dollar

CHIANG MAI taz | Es kommt nicht oft vor, dass Thailands Militärdiktator und Premierminister Prayut Chan-o-cha um „Gnade“ bittet. Doch hier geht es um 3,4 Milliarden Dollar in Exporten – von Fisch. Die Europäische Union hat dem südostasiatischen Staat im April die gelbe Karte gezeigt, weil er zu wenig gegen den illegalen Fischfang tut. Wenn Thailand seine Fischer in Zukunft nicht besser kontrolliert, will die EU im Oktober Konsequenzen ziehen: Exporte in die EU sind dann nicht länger möglich. Dies gilt derzeit bereits für drei Länder: Sri Lanka, Guinea und Kambodscha.

Rund 15 Prozent der weltweit gefangenen Fische sind nach Schätzung der EU illegal gefischt worden. Damit diese nicht in Europa landen, müssen Exporteure nachweisen, dass ihre Ware legal ist. Wie das Beispiel Thailand zeigt, hat die EU als größter Importeur der Welt damit ein Instrument, um die Fischereipolitik in Drittstaaten zu beeinflussen. „Wir müssen akzeptieren, dass wir einen Fehler gemacht haben“, sagt deshalb jetzt auch Premierminister Chan-o-cha.

Thailand ist der weltweit drittgrößte Exporteur von Fisch und Meeresfrüchten. Im Jahr 2013 wurden mit den Ausfuhren weltweit rund 7 Milliarden US-Dollar (gut 6 Milliarden Euro) erlöst. Um eine Einschränkung des Exports abzuwenden, hat Thailands Regierung einen Krisenstab eingesetzt und passt 70 Gesetze an. Alle Fischerboote werden registriert und mit Bewegungsmeldern ausgestattet. Die Häfen des Landes müssen nun über die Fangmengen Buch führen. Zudem werden die Boote auf illegale Netze kontrolliert. Eine EU-Kontrolle in der vergangenen Woche hat allerdings gezeigt, dass diese Schritte bisher noch nicht ausreichen, um die EU zufriedenzustellen.

Hilfe im Kampf gegen den illegalen Fischfang kommt auch vom Internationalen Seegerichtshof in Hamburg. Dieser hat geurteilt, dass Staaten für Fischerboote unter ihrer Flagge verantwortlich sind – auch in fremden Gewässern.

Klägerin war die westafrikanische Fischereikommission. Deren Vertreterin Diénaba Bèye Traoré sagt: „Die Hälfte der bei uns gefangenen Fische ist illegal. Aber wenn wir den Flaggenstaaten sagen, dass ihre Fischerboote in unseren Gewässern sind, bekommen wir kein Feedback.“

Einen rabiateren Ansatz verfolgt Indonesien. Der neue Präsident Joko Widodo hat eine „Schocktherapie“ gegen den illegalen Fischfang angekündigt: „Jeden Tag sind rund 5.400 ausländische Fischerboote in unseren Gewässern. 90 Prozent davon sind illegal. Um ihnen eine Schocktherapie zu geben, versenken wir diese.“ Keine leere Drohung: Mittlerweile hat Indonesien bereits Dutzende von Booten versenkt.

Christian Mihatsch