Feiern verboten

RUHE Das bisherige Konzept für Freiluft-Partys gilt als gescheitert. SPD und Grüne wollen es reformieren, im Innenressort weiß man aber nicht, wie

„Eine Stadt wie Bremen muss solche Partys verkraften können“

Sükrü Senkal (SPD)

Der Streit währt schon lange, doch alle bisherigen Lösungsversuche scheiterten. Unkommerzielle, spontane Freiluft-Partys werden in Bremen weiter von der Polizei verfolgt. Jetzt wollen SPD und Grüne ein neues Konzept erarbeiten, das dem Party-Volk legal Plätze öffnen soll und Rücksicht auf die Widerstände bei AnwohnerInnen und Beiräten nimmt. Im Innenressort hat man keine Idee, wie es aussehen könnte.

Am Samstag löste die Polizei wieder mal eine Freiluft-Party auf – am Hohentorshafen in Woltmershausen feierten laut Polizei etwa 500 Menschen mit einer „professionellen Musikanlage“, einer „langen Theke“ und „mobilen Toiletten“. Weil die Veranstalter keine Erlaubnis vorweisen konnten, wird jetzt gegen sie ermittelt. Die Party wurde gegen 23 Uhr aufgelöst.

Der grüne Innenpolitiker Björn Fecker bescheinigt den Feiernden im konkreten Fall „verantwortungsbewusst“ und „durchdacht“ gehandelt zu haben. „Es gab keinen Stress mit AnwohnerInnen, keine Vermüllung oder sonstiges“, schrieb Susanne Wendland (Grüne) bei Facebook. Wenn die Veranstalter nun trotzdem „mit Anzeigen überzogen werden, läuft etwas falsch“, so Fecker: „Generell spricht nichts gegen Feiern unter freiem Himmel, wenn AnwohnerInnen nicht gestört werden und hinterher aufgeräumt wird.“ SPD-Innenpolitiker Sükrü Senkal sieht‘s ähnlich: „Eine Stadt wie Bremen muss solche Partys verkraften können.“

Fecker fordert eine „pragmatische Lösung“ ohne „große bürokratische Hürden“; von Senkal ist Ähnliches zu hören. Beide wollen das in der Innendeputation erörtern. Das Ressort solle die Regeln „zeitnah überprüfen“ und „ein verbessertes Konzept“ vorlegen, so Fecker. Nur: Innenressort-Sprecherin Rose Gerdts-Schiffler sagt: „Ich kann mir keine Lösung vorstellen, die formal funktionieren kann.“

Eine nach langer Debatte vergangenes Jahr geschaffene Regelung sah zwei Flächen für Freiluft-Partys vor, eine im Güterverkehrszentrum, eine vorm Eingang des Stahlwerks. Sie stammen aus dem Bestand der Wirtschaftsförderer – eine „Notlösung“, sagt Senkal. Erlaubt werden sollten Feiern mit bis zu 100 Leuten – nach vorheriger Anmeldung. Zudem durften weder Getränke verkauft noch eine professionelle Musikanlage aufgestellt werden.

Die beiden Flächen waren aber „nicht attraktiv“ und wurden „kaum angenommen“, so Gerdts-Schiffler. Drei weitere waren zwar schon ausgeguckt, scheiterten aber an den Beiräten und AnwohnerInnen, sagt das Ressort. MNZ