Er hielt Simbabwe einen schonungslosen Spiegel vor

Nachruf Chenjerai Hove, einer der bedeutendsten Schriftsteller des südlichen Afrika, ist tot

„Die Schönheit und die Hässlichkeit aufzeigen“

FRANKFURT epd | Er liebte seine Heimat. Und deshalb musste er sie verlassen: Chenjerai Hove, einer der bedeutendsten Schriftsteller Simbabwes, konnte nicht schweigen, wenn es um Gewalt, Unterdrückung und Unrecht ging. Seine Kritik durfte er nicht ungestraft anbringen, Übergriffe und Morddrohungen trieben ihn ins Exil. In Norwegen starb der Literat am Sonntag nach kurzer schwerer Krankheit. Er wurde 59 Jahre alt.

Voller Mut und Schwung hatte Hove 1980 den Aufbruch Simbabwes in die Unabhängigkeit begleitet. Mit seiner Anthologie „And now the Poet Speaks“ (Und nun spricht der Poet) und als Vorsitzender des Schriftstellerverbands verbreitete er die Hoffnung, dass die Literatur Simbabwe in die Zukunft leiten könnte. Als sich Präsident Robert Mugabe jedoch zunehmend als autoritär erwies, folgte die Ernüchterung.

Er habe die gewaltsame Unterdrückung der Opposition und nächtliche Angriffe von Schlägertrupps beobachtet, sagte Hove vor einigen Jahren am Rande der Frankfurter Buchmesse. „All diese Morde“, beklagte er. Da habe er die Stimme erheben müssen. Hove schrieb „Blind Moon“ (Blinder Mond): Stellvertretend für all die Menschen, die wegschauen, muss sich der Mond in dem Gedichtband von 2003 vor der Gesellschaft verantworten.

Sein Mut machte ihn zur Zielscheibe militanter Regierungsanhänger. „Es gab viele Drohungen, mysteriöse Telefonanrufe, in denen mir der Tod angedroht wurde“, sagte Hove. Auch Sicherheitskräfte hätten ihn beschattet. „Man kann kein Leben führen, wenn man ständig terrorisiert wird.“ 2001 entschloss sich Hove zur Flucht.

Aus der Ferne – zunächst Paris, dann die USA und Norwegen – blieb Simbabwe im Mittelpunkt seines Schaffens. Er wolle seiner Heimat schreibend einen Spiegel vorhalten, erklärte Hove. „Die Schönheit und die Hässlichkeit aufzuzeigen, das ist meine Verantwortung“, sagte er.

Dichte Netze aus persönlichen Erfahrungen und Begegnungen durchziehen Hoves Werke. Der Roman „Knochen“ von 1988, der den Simbabwer international bekanntmachte, erzählt von den Opfern des Befreiungskriegs in den 70er Jahren. Die Ablösung aus der Kolonialherrschaft, die Dominanz der Weißen und die Stellung der Frau sind Themen des Buchs. Hove selbst beschrieb „Knochen“ als „ganz simplen Roman“ und verwies auf die zugrundeliegende Geschichte einer Frau, die auf der Suche nach ihrem in den Kriegswirren verschollenen Sohn ist. Die Mutter stehe für alle Mütter ihrer Generation.

Trotz aller Sehnsucht nach der Heimat sah Hove kein Ende des Exils. Erst jetzt, nach seinem Tod, folgt die Heimkehr: Hove soll in Simbabwe beigesetzt werden.