„Diskrete Konflikte“

Diskussion über Krisen und Proteste

■ 47, ist Historiker und Redakteur der Zeitschrift Sozial. Geschichte Online. Er hat den Sammelband „Krisen Proteste“ mitherausgegeben.

taz: Was haben die die deutschen, griechischen und ägyptischen Proteste gemein?

Peter Birke: Es sind systemfeindliche Protestbewegungen. Die Beispiele in unserem Sammelband zeigen, dass es da ganz unterschiedliche Ansätze gibt.

Wie steht es denn um die deutsche Arbeiterbewegung?

Es gibt Konflikte in den Betrieben, allerdings ohne eine Arbeiterbewegung. In den südeuropäischen Ländern ist es spiegelverkehrt: Die Konflikte werden dort politisiert und nun auf die Straße verlagert.

Und worin bestehen die Hauptunterschiede?

Die Konflikte in der BRD sind viel dezentrierter als in den anderen Ländern. Außerdem werden sie hier anders artikuliert. Deshalb kann man die Proteste nicht so einfach vergleichen.

Was hat sich seit Erscheinen des Bandes verändert?

Die Situation war 2011, als das Buch erschienen ist, eine völlig andere als 2012. In den arabischen Ländern hat sich die Gewalt zugespitzt und die demokratischen Bewegungen sind stehen geblieben.

Welche Perspektive ergibt sich daraus?

Das ist noch ganz offen. Die Konflikte werden sich verbreiten. Die Herausforderung ergibt sich vor Allem für die deutsche Gewerkschaftspolitik. Es gibt zwar gemeinsame Fragen aber keine gemeinsame Antwort.

Wie sehen Sie die aktuelle Situation in Hamburg?

Das Hauptproblem ist die Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse. Der Neupack-Streik zeigt, wie sehr die Konflikte im Schatten stehen und erst durch Protest sichtbar werden. Insgesamt sind die Auseinandersetzungen im Bereich der Arbeit sehr diskret und existieren nur sporadisch.

INTERVIEW: AMINA ARABI

Roter Abend „Proteste im Zeichen der Krise“: 20 Uhr, Klausstr. 10