Meyer legt ab

FIRMEN-UMZUG

Sie waren immer da, wenn das Unternehmen ihre Unterstützung brauchte. Im März zum Beispiel, als es darum ging, den „Masterplan Ems“ durchgesetzt zu bekommen, der den Schiffbauern von der Papenburger Meyer-Werft weiter den Zugang zur Nordsee für ihre Mega-Kreuzfahrtschiffe garantiert – allen Umweltbedenken wegen der damit einhergehenden Ausbaggerungen und Überflutungen zum Trotz: Da reisten Hunderte von Mitarbeitern nach Leer, um der teils explosiven Kreistagssitzung beizuwohnen. Vom Umzug der „Meyer Neptun GmbH“, der Muttergesellschaft, von Rostock nach Luxemburg erfuhr die Meyer-Belegschaft am Sonntagabend nur im Internet.

Meyer bestreitet, dass der Umzug steuerliche Hintergründe hat: „Das ist kein Sparkonzept“, beteuert man. „Wir wollen damit besonders unsere Internationalität darstellen, um im mörderischen weltweiten Konkurrenzkampf zu überleben“, erklärt das Konsortium, dem neben der Papenburger Kreuzfahrtschiff-Werft auch der Warnemünder Flussschiffbauer Neptun und die finnische Tukur-Werft angehören.

Vielmehr will man wohl verhindern, dass künftig ein lästiger Aufsichtsrat die Geschicke der Unternehmen kontrollieren könne – was die Arbeitnehmer verärgert: „Damit werden sämtliche Mitbestimmungsrechte blockiert“, schimpft Thomas Gelder, Chef der IG Metall Leer-Papenburg. Dass Mitarbeiter und Gewerkschaft vor „vollendete Tatsachen“ gestellt worden seien, komme der „Aufkündigung“ der bisher gepflegten Sozialpartnerschaft gleich.

Bei einem Gespräch mit der niedersächsischen Landesregierung verkündete die Meyer-Werft am Mittwoch ein Umzugs-Moratorium. „Bis September wollen wir klären, warum die Meyer Werft ihren Verwaltungssitz nach Lu­xemburg verlegt hat“, sagte Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) in Emden. Werftchef Bernard Meyer sagte zu, die „Sensibilitäten in Deutschland“ zu berücksichtigen. „Wir erwarten ein Umdenken der Geschäftsleitung mit dem Ergebnis, dass der Schritt zurückgenommen wird“, sagte Heino Bade, Werftenexperte der IG Metall. Die Unternehmensleitung müsse „zurückfinden zu einem transparenten und guten Miteinander mit den Arbeitnehmern sowie der Politik“. KVA