"Eine Schutzblase"

FOTOGRAFIE Cathrin Höhn porträtiert das Familien-leben homosexueller Paare und ihrer Kinder

Cathrin Höhn

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26, arbeitet nach ihrem Studium der Fotografie als freiberufliche Fotografin.

taz: Frau Höhn, was ist für Sie Familie?

Cathrin Höhn: Der Ort, wo man sich auf besondere Art und Weise aufgehoben fühlt. Eine Schutzblase. Und ich finde, es gibt auch eine Wahlfamilie, die man sich aussucht – soweit einem das möglich ist.

Sie haben Familien mit homosexuellen Hintergründen fotografiert und interviewt – haben Sie dabei eigene Bilder von Familie hinterfragt?

Es gab eigentlich mehr Übereinstimmungen. Gerade die Kinder hatten ein viel offeneres Bild von Familie als das der klassischen Kernfamilie. Sie sind sehr bewusst mit dem Thema umgegangen, vielleicht auch, weil sie fast gezwungen sind, viel darüber zu reden. Die Familien dürfen und müssen sich ständig neu definieren. Mich hat das sehr berührt, weil sie in ihrem eigenen Kreis eine ganz normale Familie bilden, sich nach Außen hin aber ständig rechtfertigen müssen.

Wie erklären Sie sich, dass Politik und Gesellschaft teilweise noch am klassischen Familienmodell festhalten?

Ich bin noch nicht ganz dahinter gekommen, habe aber den Eindruck, es geht um Angst vor Unbekanntem: Viele haben gar keine Berührungspunkte mit sogenannten Regenbogenfamilien. Vielleicht denken diese Menschen, die Schwulen- und Lesbenszene sei nur bunt und schrill und können sich gar nicht vorstellen, dass Homosexuelle auch bodenständig und gesetzt sein können.

Wie wirkten sich diese Eindrücke auf Ihre Arbeit aus?

Ich habe die Familien so fotografiert, wie ich jede Familie zeigen würde und dafür Familiensymbole, die jeder kennt, als Fotomotive ausgesucht, zum Beispiel Kinder-Bilder. Das Zusammenleben der Familien habe ich in Momenten fotografiert, in denen sie sich wohlfühlten.

Wie sind die Interviews, die Sie mit Eltern und Kindern geführt haben, in die Ausstellung integriert?

Auszüge kann man über Kopfhörer anhören, schriftlich liegen sie komplett vor.

Interview: Nele Wagner

Bis Sonntag. Kammer 36, Dobben 36, 16 bis 19 Uhr