Telekom-Kompromiss: Für weniger Geld

Ver.di akzeptiert Verschlechterungen für rund 50.000 Telekom-Beschäftigte. Die Angestellten müssen für weniger Geld mehr arbeiten - um Arbeitsplätze zu sichern.

Telekom-Personalchef Thomas Sattelberger hat gut lachen. Bild: dpa

DÜSSELDORF taz Die Unternehmerseite hat sich im Telekom-Streik weitgehend durchgesetzt. Nach zehn Wochen Arbeitskampf und sechs Tarifverhandlungsrunden akzeptierte die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di am Mittwoch erhebliche Verschlechterungen für rund 50.000 Beschäftigte des Bonner Konzerns. Die Verhandlungsführer von Ver.di stimmten einem Sparpaket zu, das Arbeitszeitverlängerungen und Lohneinbußen um 6,5 Prozent beinhaltet.

"Wir haben den finanziellen Zielkorridor beim Sparprogramm ordentlich getroffen", sagte Telekom-Personalchef Thomas Sattelberger nach Abschluss der Verhandlungen im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr. Es wird Einsparungen von 500 bis 700 Millionen Euro und die Ausgliederung von Beschäftigten zum 1. Juli in drei neue Servicegesellschaften geben. "Diese Lösung haben sich die Streikenden erstritten", sagte Ver.di-Bundesvorstand und Verhandlungsführer Lothar Schröder trotzig. Stimmen die organisierten Telekom-Beschäftigten jetzt in einer Urabstimmung zu, "geht der größte Arbeitskonflikt zwischen Telekom und Ver.di zu Ende", so Schröder.

Von Gewerkschaftschef Frank Bsirske war am Mittwoch keine Stellungnahme zu bekommen. "Herr Bsirske ist für diesen Streik nicht zuständig und ist auch derzeit nicht im Haus", hieß es auf taz-Anfrage aus der Ver.di-Bundeszentrale. Noch Ende Mai hatte Bsirske Lohnkürzungen bei "vier Stunden Mehrarbeit und weitere Zumutungen" in einem Zeitungsinterview als "nicht akzeptabel" bezeichnet. Er drohte mit einer Streikdauer bis weit in die zweite Jahreshälfte. Doch nun hat sich Ver.di bei der gewerkschaftspolitisch relevanten Verlängerung der Wochenarbeitszeiten von 34 auf 38 Stunden ohne Lohnausgleich geschlagen geben müssen. Auch die Lohnkürzungen dürften Ver.di-Mitgliedern nicht gefallen. Die Anfangsgehälter in der neuen Servicesparte fallen stark. Sie betragen nach Telekom-Angaben nur noch zwischen 21.400 und 23.200 Euro im Jahr.

Im Gegenzug rang die Gewerkschaft der Telekom eine abermalige Verlängerung des Kündigungsschutzes in den neuen Gesellschaften bis Ende 2012 ab. Deren Verkauf ist bis 2010 ausgeschlossen. Die in der Festnetzsparte T-Com verbleibenden Mitarbeiter sind nun bis Ende 2009 und damit ein Jahr länger vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Der Kündigungsschutz von fast fünfeinhalb Jahren bis Ende 2012 sei "in Deutschland fast einmalig", sagte Unternehmensvertreter Sattelberger. Verlängert wurde der Kündigungsschutz auch für die übrigen Beschäftigten der Festnetzkundensparte T-Com, die nicht in die Servicegesellschaften wechseln sollen - und zwar um ein Jahr bis 2009.

Der vom Streik verursachte Auftragsstau bei der Telekom wird sich nach Firmenangaben trotz der Einigung im Tarifstreit noch längere Zeit bemerkbar machen. "Es wird noch einige Wochen dauern, bis wir die Zahl der unbearbeiteten Aufträge wieder auf Normalmaß haben", sagte Telekom-Sprecher Sam Azrak. Am problematischsten sei der Rückstand bei den Leitungsstörungen. Leichter sei es, den Stapel der Neuaufträge und der Anträge auf Tarifwechsel abzuarbeiten.

Die Börse reagierte euphorisch auf die Tarifeinigung bei Europas größtem Telekommunikationskonzern. Der Aktienkurs der Deutschen Telekom stieg deutlich an - genauso wie der DAX, der einen Allzeitrekord anvisierte.

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