Tarifstreit: Bahn wirft Streikenden "Erpressung" vor

Nach vier Stunden Warnstreik arbeiteten die Lokführer wieder. Bahnchef Mehdorn lädt die Gewerkschaften zum Gespräch - und bleibt hart.

Streikschild im Düsseldorfer Hauptbahnhof Bild: dpa

BERLIN taz "Wer hat gesagt, dass wir am Mittwoch streiken?", fragt Gerda Seibert. Im Gegensatz zum Dienstag sollen laut der Sprecherin der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) die Züge fahrplanmäßig rollen. Streiks würden 24 Stunden vorher angekündigt. Das wird in den nächsten Tagen wohl öfter passieren - möglicherweise bis in den Herbst hinein.

Der Bahnvorstand lehnt es nach wie vor ab, über eigenständige Tarifverträge zu verhandeln. Das ist für die GDL aber Bedingung, um überhaupt Gespräche zu beginnen. Sie vertritt bundesweit drei Viertel der 20.000 Lokführer. Insgesamt fallen in ihren Zuständigkeitsbereich 31.000 MitarbeiterInnen, neben den Lokführern auch Zug- und Servicebegleiter. Die sehen sich gegenüber anderen Bahnmitarbeitern bei Bezahlung und Arbeitszeit benachteiligt. Zugleich fühlen sie sich von der Bahn-Tarifunion Transnet und GDBA schlecht vertreten.

Das erste "Signal an den Arbeitgeber", wie die GDL den Streik nennt, stößt bei der Bahn auf taube Ohren. Vorstandschef Hartmut Mehdorn spricht von "erpresserischen Maßnahmen". Er hat die drei Gewerkschaften für Donnerstag zum Gespräch geladen. Denn neben der GDL fordert auch die Tarifunion mehr Lohn; die hat ihrer Forderung am Montag mit Warnstreiks Nachdruck verliehen.

Die GDL wird die Einladung annehmen, weil ihr Mehdorn ein separates Gespräch angeboten hat. Sollte aber der Vorstand keinen eigenen Tarif akzeptieren, "wird es in dieser Woche noch mehr Streiks geben. Und wenn die auch nichts nützen, eine Urabstimmung", so ein Sprecher. Was dabei herauskommen könnte? Das Ja zum unbefristeten Streik. Theoretisch könnte der bis September dauern, dann wird das Urteil des Arbeitsgerichts Mainz erwartet. Die Bahn hatte dort vor Monaten eine Klage eingereicht: Der GDL sollten Warnstreiks untersagt werden, die auf einen eigenen Tarifvertrag abzielten. Jeder Streiktag koste die Bahn einen zweistelligen Millionenbetrag, warnt Mehdorn. Das würde auf die Belegschaft zurückfallen - das Wort "Arbeitsplatzabbau" fiel. Die Forderungen der Tarifunion von sieben Prozent sowie jene der GDL nach 30 Prozent würde die "wirtschaftliche Lage" nicht hergeben, sie seien ein Angriff auf die Wettbewerbsfähigkeit. Die Gewerkschaften dagegen argumentieren mit DB-Rekordergebnissen.

Die Bahn versucht indes ihre Kunden bei Laune zu halten: Auf den großen Bahnhöfen gab es kostenlose Getränke. Und eine Hotline gab bekannt, dass bei einer Verspätung von mehr als 60 Minuten 20 Prozent des Fahrkartenwertes zurückgezahlt würden. Wurde ein Anschluss verpasst, werden für Hotel oder Taxi bis zu 80 Euro übernommen. Das könnte teuer werden.

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