Mobiltelefon: Wenig Strahlung für Kinderohren

Ein strahlungsarmes Handy reagiert auf die Nachfrage nach mobilen Telefonen für Kinder. Verbraucherschützer loben das neue Produkt, mahnen die Eltern aber auch zu Vorsicht.

Kundengruppe der Zukunft beim SMS-Tippen. Bild: dpa

Erstmals ist ein Handy mit dem Umweltzertifikat Blauer Engel ausgezeichnet worden: Das Produkt der deutschen Handyfirma Kandy Mobile kommt im September auf den Markt und wird für die Kunden mit dem Umweltsiegel gekennzeichnet sein. Der Blaue Engel verweist auf geringe Strahlung und die Verwendung von umweltfreundlichen Materialien in Gehäuse und Verpackung. Zielgruppe für das neue Telefon sind Eltern, die nach einem Mobiltelefonen für ihre Kinder suchen.

Ein lukrativer Markt: Mehr als 2 Millionen Kinder bis 13 Jahren in Deutschland haben mittlerweile ein Handy, bereits zwei Drittel der 10- bis 13-Jährigen telefonieren mobil. Durchschnittlich geben Kinder und Jugendliche pro Monat 25,97 Euro für Anrufe, SMS und Klingeltöne aus. "Grundsätzlich rät der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) zur Vorsicht bei der Handynutzung durch Kinder. "Aber wir leben in einer Welt, in der Kinder Handys benutzen", sagt Monika Brüning, Umweltreferentin beim vzbv. "Weil man das nicht verhindern kann, sollte es wenigstens ein strahlungsarmes sein." Dass nun der erste Hersteller den Blauen Engel nutzt, findet sie erfreulich.

"Bei Kindern ist die Sicherheit besonders wichtig", erklärt Kandy Mobile auf Anfrage der taz sein Produktdesign. Bei der Entwicklung des neuen Telefons sei man alle Sicherheitsaspekte der Reihe nach durchgegangen und dabei auf das Umweltsiegel Blauer Engel gestoßen.

Um den Bedürfnissen von Kindern und Eltern gerecht zu werden, hat das Handy kein Bluetooth und keinen Internetzugang. Hotlines und Klingelton-Abos werden blockiert, die Eltern legen eine monatliche Kostengrenze fest. Bilder, Hörbücher, Musik und Spiele können nur aus einem geschützten Bereich aufs Handy geladen werden, nicht aus dem Internet. "Die Zielgruppe der Kinder ist die komplexeste", sagt Bo Fota, bei Kandy Mobile zuständig für das Marketing.

Im Gegensatz zu anderen Handyherstellern bietet Kandy Mobile nur ein einziges Produkt an. Deshalb brauchen die Geschäftsführer auch nicht zu fürchten, dass die Verwendung des Blauen Engels bei einem Produkt Imageschäden für andere Produkte im Sortiment bewirkt. Aus diesem Grund lehnen andere Mobilfunkanbieter das Siegel ab. "Der Blaue Engel würde suggerieren, dass es mehr und weniger schädliche Handys gibt, das ist aber nicht der Fall", heißt es beim Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien (Bitkom). "Warum soll man ein bestimmtes Produkt mit Siegel auszeichnen, wenn man weiß, dass alle Handys gesundheitlich unbedenklich sind?"

Das Bundesamt für Strahlenschutz prüft in regelmäßigen Abständen die Strahlung von Handys. Von 882 Geräten blieb im Juli 2007 ein gutes Drittel der Geräte unter dem 0,6-W/k-Maximalwert, wie es der Blaue Engel vorschreibt. Diesen Wert empfiehlt das Bundesamt für Strahlenschutz. Der höchste gesetzlich zugelassene Wert liegt bei 2,0 W/k. Im Vergleich zu früheren Untersuchungen steigt die Zahl der strahlungsarmen Modelle: Im Dezember 2002 erfüllten nur 21,37 Prozent der Handys die Strahlungsgrenze des Blauen Engels, nun sind es 32,87 Prozent.

Produkte mit Blauem Engel müssen neben einer geringen Strahlung weitere Kriterien erfüllen: Die Gehäuse müssen recyclinggerecht sein, die Batterien dürfen weder Blei, Cadmium noch Quecksilber enthalten. Es muss eine externe Hör- und Sprecheinrichtung mitgeliefert werden, und die Produkte müssen umweltfreundlich verpackt sein.

Der Blaue Engel kann seit 2002 von Handyherstellern beantragt werden. Die Kriterien wurden nach einer Expertenanhörung von der Jury Umweltzeichen festgelegt, zusammen mit dem Bundesministerium für Umwelt und dem Umweltbundesamt. In 90 anderen Produkt- und Dienstleistungsgruppen wird das Umweltzertifikat schon länger vergeben.

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