Fernsehen: Der Typ ist nicht jugendfrei

Die preisgekrönte Serie "The Shield" bekommt eine zweite Chance im deutschen Fernsehen.

Warum versteckt Kabel 1 eine mit dem Golden Globe ausgezeichnete Serie am späten Sonntagabend, fragt man sich - aber nicht lange. Denn sobald Detective Vic Mackey (Michael Chiklis) auftritt, der Held von "The Shield - Gesetz der Gewalt", ist alles klar: Der Typ ist nicht jugendfrei.

"Das ist fürs Weglaufen, Arschloch", bellt Mackey und boxt einem Drogendealer in den Bauch. Als der wieder steht, reißt er ihm die Hose runter, rupft ihm ein Drogenpäckchen aus dem Schritt und lässt ihn splitternackt abführen. Zur gleichen Zeit tritt sein neuer Chef Captain David Aceveda (Benito Martinez) mit guten Nachrichten wie dieser hier vor die Presse: "Unter meiner Leitung beteiligten sich Polizeibeamte an Anti-Gewalt-Programmen" - Mackey war sicher nicht darunter.

Durch diese Parallelmontage wird schon vor dem ersten Aufeinandertreffen der beiden in zweieinhalb Minuten der Grundkonflikt der Serie umrissen: Zwei Polizisten, die gegensätzlicher kaum sein könnten, sind einander ein Dorn im Auge. Mackey, dieser bulligste aller Bullen, will sich von einem "Uni-Karrieristen" nicht vorschreiben lassen, wie er seine Arbeit zu machen hat, und Captain Aceveda will nicht zulassen, dass Mackey, dieser "Al Capone mit Dienstmarke", seine Autorität untergräbt.

Die Figurenkonstellation ist nicht neu für eine Krimiserie - ungewöhnlich aber ist, dass der Zuschauer sich mit keinem von beiden wirklich identifizieren kann. (Vielleicht floppte die nun beim Schwestersender wiederholte erste Staffel deshalb 2004 bei ProSieben.) Captain Aceveda etwa hindert die Missbilligung von Mackeys Ermittlungsmethoden nicht daran, dessen Erfolge als seine eigenen auszugeben. Und Mackey wird die beschlagnahmten Drogen kaum in die Asservatenkammer bringen.

Revolver beim Blind Date

Kabel Eins behauptet, dass es sich bei "The Shield" - die Serie läuft in den USA bereits in der sechsten Staffel - um eine "realistische Darstellung des Polizeialltags" handele. Äh, nun ja! Wenn dem so wäre, müsste man der Realität mangelnde Fantasie vorwerfen. Denn "The Shield" hebt sich zwar wohltuend von Krimiserien ab, in denen korrupte Cops nur als irrlichternde Ausnahmeerscheinungen vorkommen und Gewaltexzesse möglichst gar nicht, und doch bleibt manches vorhersehbar: Man hätte schwören können, dass Officer Danielle Sofer (Catherine Dent) umkehren würde, um ihren Revolver doch noch mit zum Blind Date zu nehmen. Auf den blutigen Ausgang der ersten Folge aber wäre man nie gekommen - diese Serie wiegt den Zuschauer in Sicherheit, um ihn kurz darauf richtig zu schocken. Und genau dieses Wechselbad der Gefühle macht "The Shield" so spannend.

So., 12.08.2007, 23.30 Uhr, Kabel 1

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.