Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Die SPD möchte einen Verzicht auf Wehrpflicht spendieren, ohne beim Verrat ihrer Geschichte erwischt zu werden. Weggetreten, meint Friedrich Küppersbusch.

taz: Was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: Nichts, zumal ja das Spiel Schalke - Dortmund aus Witterungsgründen ausgefallen ist.

Was wird besser in dieser?

Ich vergesse auch die letzte Bundestagswahl und mein Alter.

An den Finanzmärkten kriselt es mal wieder. Diesmal soll es an der miesen Zahlungsmoral der Kreditschuldner liegen

Die Bundesregierung wacht auf, wenn in den USA ne Bank platzt. Vorher hat sie jahrelang durchgeschlafen, während hier mehr als jeder zehnte Haushalt in die Überschuldung stürzte. Das aggressive Kreditverkaufen der Banken ist nicht erst dann schädlich, wenns die ersten Banken umhaut.

Die große Koalition trifft sich am Donnerstag zur Kabinettsklausur, um über Reformprojekte zu beraten. Was würden Sie sich wünschen?

Diese Regierung hat als zentrales Projekt, einen mehr oder minder nicht steuerbaren Konjunkturaufschwung so zu verwalten, dass die Sozis nicht mitkriegen, dass man ihn Frau Merkel gutschreibt. Ein Ende, zum Beispiel, könnte man sich wünschen.

Was steht zu befürchten?

Horrorzahlen, sagt Umweltminister Gabriel. Er meint, die Union wolle die Folgen aktiver Klimapolitik so gruselig ausmalen, dass man es bei Grönland-Dias an Salzstangen belassen könne.

Die SPD liebäugelt neuerdings mit dem Konzept einer "freiwilligen Wehrpflicht". Was soll man davon halten?

Was man will! Ich zum Beispiel: nichts. Die spezifisch bundesdeutsche Nachkriegsversion der "allgemeinen Wehrpflicht" bezog sich auf die "Staat im Staate"-Berufsarmee nach dem Ersten Weltkrieg. Natürlich müsste es heute nicht mehr zwangsläufig zu Hitler- und Kapp-Putsch kommen - die beiden bekämen ja Wahlkampfkostenerstattung aus Steuermitteln und hätten auch so mächtig gute Laune. Doch die Idee, wonach ein nur Wehr-pflichtiger, keinesfalls grundsätzlich Wehrwilliger, einfach weniger Irrsinn auf Befehl mitzumachen bereit ist, besticht auch fast 100 Jahre danach. Die SPD möchte das Goodie "Verzicht auf Wehrpflicht" spendieren, ohne beim flagranten Verrat ihrer Geschichte erwischt zu werden. In beeindruckender Geschmeidigkeit gelingt es ihr hier, ihre Geschichte zu verraten und doch den eigentlichen Sympathiepunkt der Union zu überlassen. Weggetreten.

Über alternative Modelle für den geplanten Moscheebau in Köln will am Mittwoch der Bauherr Ditib reden. Müssen die Minarette kleiner werden?

Ja, und die Predigten in christlichen Gotteshäusern ringsum sollten grundsätzlich aus dem ersten Buch Loriot, Psalme des Dr. Klöbner, gestaltet werden: "Aber ich kann länger !"

Müssen wir uns nach den Mafia-Morden von Duisburg auf eine neue Wende in der Integrationsdebatte einstellen?

Ich bin besorgt um Dr. Schäuble, der noch immer nicht den Einsatz der Bundeswehr im Innern gefordert hat; hier: im Innern von Pizzerien oder einfach direkt Pizzen - "Calzone Wehrmacht". Normalerweise lässt er so was nicht aus.

Am Samstag veranstaltet die Bravo am Brandenburger Tor ein Open-Air-Konzert "gegen Gewalt an der Schule". Politiker haben kritisiert, dass dort auch der Rapper Bushido auftritt, der für seine Gewalt verherrlichenden Texte berüchtigt ist. Haben sie recht?

Ja, und zwar vor allem ein Recht auf Tantieme aus den Erlösen dieses ansonsten bedingt interessanten Künstlers.

Die Zeitschrift Glamour hingegen veranstaltet am Dienstag auf dem Kurfürstendamm einen "Stiletto-Run", bei dem 100 Leserinnen auf hochhackigen Schuhen über den Kurfürstendamm sprinten sollen. Kann das nicht auch auf Jugendliche "sozial desorientierend" wirken?

Ich vermute mal, dass das unbequem, ungesund und riskant ist. Und ich sehe es gern, also ist das okay. Gegen Aufpreis und mindestens 20 erregte Promoter aus der CDU bin ich bereit, diese Meinung auch zu rappen - "Küppersbushido".

Und noch ein Großereignis: Die Love Parade findet am Samstag zum ersten Mal in Essen statt, nachdem sie in Berlin nicht mehr auf die Beine kam. Hunderttausende Raver werden erwartet. Worauf muss man sich einstellen?

Darauf, dass auch die Ruhris irgendwann mal merken, dass alle Folgekosten hey, Konzentration! Folgekosten, nicht Vollgekotzten! also jedenfalls den örtlichen Steuerzahlern in die, in diesem Falle, Adiletten geschoben werden. Wir sind aber auch manchmal so rührend dankbar, wenn uns mal einer aus der großen Stadt besuchen kommt.

Ist das ein Zeichen für den gelungenen Strukturwandel im Ruhrgebiet?

Dann wäre es jede McDonalds-Filiale auch. Nur weil Auswärtige meinen, dass hier noch Geld zu holen ist, sind wir noch nicht übern Berg.

Und was macht Borussia Dortmund?

Das Schlimmste haben wir für diese Saison schon hinter uns. Nach dem Schalke-Spiel kann man sagen: knallharte Innenverteidigung, zehn konsequente Manndecker, ein, zwei souveräne, erfahrene Lenker im Mittelfeld - so weit das, was fehlt. Die Vereinsfarben können wir aber beibehalten. FRAGEN: DB

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