Hetzjagd in Sachsen: Indien diskutiert deutschen Rassismus

In Fernsehen, Internet und Zeitungen debattieren die Inder über Mügeln. Fazit: Deutschland muss aufklären

NEU-DELHI taz Die indische Regierung hat von Deutschland offiziell eine Aufklärung der Hetzjagd von Mügeln gefordert. Meera Shankar, Botschafterin Indiens in Berlin, habe das Auswärtige Amt darum gebeten, "dass die deutschen Behörden Maßnahmen ergreifen, um dieses Thema anzugehen und künftige Vorfälle dieser Art zu verhindern", sagte ein Sprecher des indischen Außenministeriums in Neu-Delhi am Dienstag.

Viele Tageszeitungen hatten über die Hetzjagd auf ihren Titelseiten berichtet. "Rassistischer Angriff in Deutschland", titelte die landesweit erscheinende Hindustan Times am Dienstag auf Seite 1. Der Artikel zeigt ein Bild von Kulvir Singh, der bei dem Angriff schwer verletzt wurde. Die Meldung geht besonders darauf ein, dass viele Schaulustige die Angreifer angefeuert und "Ausländer raus!" skandiert hätten. Die Times of India schreibt in ihrer Dienstagausgabe, in Sachsen habe es seit der Wiedervereinigung eine "überdurchschnittlich hohe Rate an Gewalt gegen Ausländer" gegeben.

Auf allen landesweiten Nachrichtensendern landeten die Berichte über den Angriff unter den Topmeldungen. Unter dem Titel "Nazi-Angriff auf Inder" brachte NDTV, einer der größten Nachrichtenkanäle des Landes, einen Bericht mit Bildern von Mügeln und ein kurzes Interview mit einem der Opfer. In einem Internetforum des Nachrichtensenders IBN diskutierten Zuschauer den Vorfall. Einer von ihnen schreibt, er lebe seit Jahren in Deutschland und habe noch nie Fremdenfeindlichkeit gespürt. Ein anderer fordert die Inder auf, nach Indien zurückzukehren. Dieser Vorfall zeige, "wie wichtig es sei, im eigenen Land zu leben".

"Ich denke nicht, dass die Beziehungen zu Deutschland lange darunter leiden werden", sagt Mujibur Rehman, Politikwissenschaftler an der Universität Neu-Delhi. Generell genieße Deutschland ein hohes Ansehen. "Deutschland wird bei uns als Land der Wissenschaft und Kultur angesehen." Zudem sei es ein wichtiger Wirtschaftspartner des Landes. Deshalb werde man in Indien nun genau verfolgen, wie in dem Fall weiterverfahren werde: "Es ist wichtig, dass Deutschland den Überfall restlos aufklärt und so etwas in Zukunft verhindert."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.