„Unerwünschte Gruppen“

Vortrag über den Wandel des Drogenkonsums

■ 36, Dozent an der University of British Colombia und Autor eines Buches über die Kulturgeschichte europäischer Protestbewegungen.

taz: Herr Friedrichs, hat sich in Hamburg der Drogenkonsum seit den 80er-Jahren verändert?

Jan-Henrik Friedrichs: Die Art des Konsums hat sich geändert. Für Heroin-Konsumenten gibt es mittlerweile in Drogenkonsumräumen die Möglichkeit straffrei und unter hygienischen Bedingungen Heroin und andere Drogen einzunehmen.

Warum werden diese Räume eingerichtet?

Ein Ziel ist es, die Drogenszene im Stadtbild unsichtbar zu machen. Die Normen der bürgerlichen Gesellschaft verlangen eine Verbannung aus der Öffentlichkeit. Niemand will mit der Drogenproblematik und dem sozialen Elend konfrontiert werden.

Es tut sich also nichts in der Drogenpolitik?

Das ist schwer zu sagen. Einerseits ist ein Wandel in der Politik Hamburgs seit den 80er-Jahren beobachtbar. Andererseits sieht man an aktuellen Debatten, dass unveränderte Ansichten dazu führen, dass die Drogenszene lediglich aus der Öffentlichkeit entfernt wird. Es geht nicht darum, Kriminalität zu bekämpfen oder Süchtigen zu helfen.

Unterscheiden sich die einzelnen Stadtteile im Umgang mit dem Drogenkonsum?

Es gibt gewisse Grundmuster wie zum Beispiel Videoüberwachung. Die Einwirkung auf unerwünschte Gruppen ist jedoch unterschiedlich hoch und macht sich dann verstärkt bemerkbar, wenn ein Stadtteil aufgewertet werden soll. Einen zunehmenden Wandel der Ansichten kann man in Stadtteilen beobachten, in denen es eine ausgeprägtere linke Bewegung gibt wie beispielsweise in St. Pauli oder St. Georg. INTERVIEW: JAN SCHWENKENBECHER

Vortrag „Hamburg voll bedröhnt“ – Illegalisierter Drogenkonsum im urbanen Raum: 18.15 Uhr, Universität Hamburg, Edmund-Siemers-Allee 1, Hörsaal J